Doppeltes Gedenken zum Tag der Befreiung in Hof am 8. und 9. Mai

12. Mai 2021

Kundgebung am Samstag, 8. Mai, auf dem nach dem katholischen Nazigegner Bernhard Lichtenberg benannten Platz vor der Marienkirche in Hof; rechts auf dem Foto Stadtrat Thomas Etzel, stellvertretender Kreisvorsitzender der VVN-BdA Hof-Wunsiedel
Im Anschluss an die Veranstaltung am Sonntag, 9. Mai, schmückten die Versammelten die Gräber sowjetischer Soldaten bzw. von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern auf dem Hofer Friedhof.

In Hof gab es in diesem Jahr ein doppeltes Gedenken: Nicht nur kamen Mitglieder der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), der Partei Die Linke und der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) Hof zum seit Jahren traditionellen Gedenken an die Hofer Widerstandskämpfer um Hans Merker auf dem Friedhof zusammen. Zu diesem hatte in diesem Jahr erstmalig auch der Kreisvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit aufgerufen.

Wegen eines kurzfristig bekannt gewordenen „Querdenker“- Auftritts in der Fußgängerzone hatte Janson Damasceno da Costa de Silva, Kreisvorsitzender und Bundestagskandidat der Linkspartei, zusammen mit VVN-BdA und DKP Hof, unterstützt vom DGB-Kreisvorstand, kurzfristig eine Gegendemo, ebenfalls in der Fußgängerzone, initiiert, gemeinsam mit demselben Bündnis. Es gelte, „ein klares Zeichen gegen Faschismus und rechte Hetze zu setzen“, so der Aufruf, und „ein Angebot für Solidarität und Antifaschismus zu schaffen.“

In ihren Redebeiträgen – von dem DGB-Kreisvorsitzenden Bernd Köhler, dem Hofer Stadtrat Thomas Etzel, der VVN-Kreisvorsitzenden Eva Petermann sowie Janson Demasceno – wurde vor Geschichtsvergessenheit und Rechtsterror gewarnt.. Versuche der „Corona-Leugner“, antifaschistische Vorbilder wie Sophie Scholl oder Anne Frank für sich zu vereinnahmen, nannten sie eine „groteske Geschichtsverfälschung“. Dass demagogische Forderungen insbesondere von der AfD und neonazistischen Splittergruppen heute wieder auf fruchtbaren Boden träfen, habe nicht zuletzt damit zu tun, dass die durch die Pandemie noch verschärften brennenden sozialen Fragen nicht konsequent angepackt würden.

Viel Beifall in der buntgemischten Runde, der sich auch die Oberbürgermeisterin Eva Döhla angeschlossen hatte, fand die Forderung, den 8. Mai zum offiziellen Feiertag zu machen.

Dass die Befreiung vom Faschismus mit unsäglich vielen Opfern erkämpft wurde, stand am Sonntag im Vordergrund, auch im Hinblick auf den 80. Jahrestag des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Dies müsse für immer im Gedächtnis eingegraben bleiben, mahnte Oberbürgermeisterin Eva Döhla in ihrer bewegenden Ansprache. Vor dem Gräberfeld im hinteren Teil des Hofer Friedhofs mit den Gräbern „unbekannter russischer Soldaten“ betonte sie, wie wichtig es sei, sich konsequent für Frieden, Versöhnung und demokratische Rechte einzusetzen..

Randolph Oechslein von der DKP Hof erinnerte an Hitlers „Weisung Nr. 21 Fall Barbarossa“ von 1940, „Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen“. 1945 war Europa dann ein Trümmerfeld. Mehr als 60 Millionen Menschen, darunter 27 Millionen Sowjetbürger, bezahlten die Weltherrschaftspläne der Nazis mit ihrem Leben. Oechslein berichtete von einer Reise in die ehemalige Sowjetunion, an der er in den 80er Jahren zusammen mit einer Reihe Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter auch aus der Hofer Region teilgenommen hatte. Ihn hatten nicht nur die Gedenkstätten an Massenmorde von SS und Wehrmacht tief beeindruckt, sondern besonders auch die Versöhnungsbereitschaft der Russen.

In weiteren Redebeiträgen, u.a. von Janson Damasceno, wurde auf die Gefahr hingewiesen, wie der zur Zeit stattfindende Kalte Krieg aus Aufrüstung und neuen Feindbildern – aktuell Russland und China – schnell in eine tatsächliche, auch mit Nuklearwaffen ausgetragene Konfrontation umschlagen könne. Abschließend schmückten die Versammelten die Gräber-Reihen mit roten Nelken.

Auf dem Rückweg gab es einen kurzen Halt am Ehrengrab für die drei von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer der KPD. Ihr Tod sei Verpflichtung, so Eva Petermann, sich nicht desorientieren und auseinander dividieren zu lassen. „Noch nachdrücklicher wollen wir gemeinsam für die Hoffnungen und Vorsätze des 8. Mai 1945 eintreten“, wie damals die befreiten Buchenwald-Häftlinge es sich geschworen hatten: „Für eine Welt des Friedens und und der Freiheit“.

Erstmals seit 20 Jahren Ostermarschaktion in Hof

6. April 2021

Erstmals seit mindestens 20 Jahren gab es auch in Hof (Saale) ein zwar kurzfristig organisiertes, aber dennoch recht breites Bündnis aus DGB Kreisverband Hof, dem Antifa-Bündnis „Hof ist bunt“, der GEW Hof-Wunsiedel und der VVN-BdA Hof-Wunsiedel. Auch die IG Metall Ostoberfranken unterstützte die Ostermarschaktion. Eine Demonstration war nicht genehmigt worden angesichts der extrem hohen Inzidenzwerte in der Stadt. So trafen sich denn gut 30 Menschen (die Teilnehmer-Höchstgrenze gemäß „Notbremsen“-Auflage) – Alt und Jung – zu einer einstündigen Kundgebung im Wittelsbacher Park.

Bernd Köhler (DGB Kreisverband Hof) und Eva Petermann (VVN-BdA )
im Wittelsbacher Park neben dem „Sämann des Krieges“ am Ostersamstag

Redebeiträge kamen von Janson Demasceno für „Hof ist bunt“, der auf die weltweiten Zusammenhänge von Hochrüstung und Kriegen, Klimawandel, Flucht und Armut hinwies und internationale Solidarität einforderte. Des Weiteren sprachen Randolph Oechslein, der als sehr kenntnisreicher Lokalhistoriker eine Menge über das düstere Kriegerdenkmal-Ensemble zu sagen hatte, sowie Bernd Köhler, DGB – Kreisvorsitzender, und die VVN-BdA-Kreisvorsitzende Eva Petermann.

Die VVN-BdA ruft auf, den Wittelsbacher Platz zu einem Ort des Friedens umzugestalten und dabei konkret mit einer entsprechenden Inschrift zu Füßen des unseligen „Sämanns“ zu beginnen.

Bernd Köhler vom DGB kommentierte die „Vision für eine friedliche Zukunft“ aus dem Hofer Aufruf „Lockdown für die Rüstung“. Kriege und seine Folgen hätten seit jeher in erster Linie die arbeitenden Menschen, nicht zuletzt die Gewerkschaftsmitglieder, auszubaden, während insbesondere die Rüstungsindustrie schwindelerregende Profite einfahre.

Für eine friedliche Verständigung der Völker; Kooperation ersetzt die Konfrontationspolitik! Deutschland unterzeichnet und ratifiziert den Aromwaffenverbotsantrag!“ (Aus dem Hofer Aufruf)

Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg !

„Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar.Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“ (Bertolt Brecht, 1952)

Teilerfolg bei der Gemeinnützigkeit!

27. März 2021

Eine gute Nachricht vom VVN-Bundesvorstand in Berlin: Die Gemeinnützigkeit soll wieder gelten, allerdings (noch) nicht uneingeschränkt und mit einer teils seltsamen Begründung. Die Gemeinnützigkeit könne nun „nach eingehender Prüfung“ gewährt werden, da die Bundesvereinigung der VVN-BdA im Jahr 2019 im Verfassungsschutzbericht nicht mehr als „extremistische Organisation“ eingestuft sei. Letzteres ist genauso dubios wie die vorherige (gegenteilige) Behauptung: Weil die VVB-BdA im bayerischen VS-Bericht als extremistisch aufgeführt werde, sei ihr die Gemeinnützigkeit in Berlin entzogen worden.

Im bayerischen „Verfassungsschutzbericht 2019“ steht: „Die VVN-BdA ist die bundesweit größte linksextremistisch beeinflusste Organisation im Bereich des Antifaschismus.“ (unter: Die VVN-BdA Bayern; Bericht S. 260).

Wie auch immer: Auch als Kreisvereinigung VVN-BdA Hof-Wunsiedel bedanken wir uns bei allen, die uns unterstützt haben, für die großartige Solidarität – nicht zuletzt durch Neueintritte und Spenden. Weiterhin allerdings werden wir gemeinsam dafür kämpfen, dass diese vom Geheimdienst (VS) verbreitete Diskriminierung unserer Organisation und damit des Antifaschismus insgesamt endlich aufhört!

Die Wolf-Weil-Straße ist da!

27. Februar 2021

Im November hat der Hofer Stadtrat die Umbenennung beschlossen; ab 1. Januar trat der Beschluss in Kraft. In diesen Tagen hat das Votum des höchsten Gremiums der Stadt nun auch sichtbare Gestalt angenommen: Auf dem Stadtplan googeln kann man die Wolf-Weil-Straße bereits. Außerdem haben Mitarbeiter des städtischen Bauhofs jetzt auch die neuen Straßenschilder an Ort und Stelle gebracht, unweit des Jüdischen Friedhofs. Die „Hohe Straße“ wurde nach oben versetzt und beginnt nunmehr einige hundert Meter weiter oben.

Die VVN-BdA hatte sich seit mehr als fünf Jahren für eine solche Ehrung für den ersten Hofer Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde nach 1945 stark gemacht. Thomas Etzel, Stadtrat der Linkspartei und stellvertretender VVN-BdA-Kreisvorsitzender, bedankte sich bei der Stadt Hof. „Nun sind wir gespannt auf die offizielle Einweihungszeremonie, die dann hoffentlich im Sommer in würdiger Form stattfinden kann.“

Schließlich ist eine solche Umbenennung keineswegs alltäglich, 33 Jahre nach dem Tod des einstigen „Schindlerjuden“ Wolf, genannt Wowek, Weil am 12. März 1988. Bis zuletzt übte er sein Amt als Vorsteher der jüdischen Gemeinde aus, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Alfreda, auch sie eine Überlebende des Holocaust. Sie starb hochbetagt vor einem Jahr in Hof.

Weils Nachfolger wurde Leon Gonczarowski, dem in Moschendorf vor knapp fünf Jahren ebenfalls eine Straße gewidmet wurde. Wie Wolf Weil war er dem Holocaust entkommen und hatte sich nach der Befreiung in Hof niedergelassen. „Beide Persönlichkeiten haben für die Entwicklung unserer Stadt eine bedeutende Rolle gespielt“, sagte die VVN-BdA-Kreisvorsitzende Eva Petermann, „das sollte sich auch im äußeren Erscheinungsbild der Stadt widerspiegeln – gut so!“

Gedenken an Rosa Opitz an ihrem 20. Todestag

4. Februar 2021

Stadtrat Thomas Etzel (Die Linke) freut sich über die Übergabe eines Fotos der
jungen Rosa Völkel (Opitz) durch die VVN-BdA-Kreisvorsitzende Eva Petermann (rechts) an die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla (links) auf dem Rosa-Opitz-Platz. Foto : Randolph Oechslein

Anlässlich des 20. Todestages der Hoferin Rosa Opitz (geb. Völkel) am 3. Februar 2001 erinnerte die VVN-BdA Hof-Wunsiedel in kleiner, aber feiner Runde – darunter die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla, Stadtrat Thomas Etzel und Kreisrätin Nanne Wienands – an das Leben der Widerstandskämpferin. Auf dem seit drei Jahren so benannten Rosa-Opitz-Platz ging die VVN-BdA-Kreisvorsitzende Eva Petermann diesmal vor allem auf die jungen Jahre der späteren SPD-Stadträtin ein. Lebenslustig und tatkräftig sei die in vielen Bereichen Engagierte gewesen: Sie gewann Preise bei Turnwettbewerben und gestaltete kleine Theateraufführungen und Vorträge. Ganz abgesehen davon war sie früh bei der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) aktiv und wurde bald als politisches Nachwuchstalent von der SPD entdeckt und gefördert – bis die Nazis 1933 abrupt auch in ihr Leben eingriffen.

Rosa Opitz kommt noch einmal ins Rathaus!

Von ihrem einzigen Sohn, Helmut Opitz (geboren 1939), der heute in Südbayern lebt, wo seine Mutter auch begraben ist, erhielt die VVN-BdA ein ganz besonderes Foto. Es zeigt Rosa Völkel als 20-jährige flotte junge Frau. Das vergrößerte und gerahmte Bild übergab Eva Petermann an Oberbürgermeisterin Eva Döhla, die sichtlich überrascht und bewegt war. „Rosa Opitz war selbst lange Zeit im Rathaus als Stadträtin“, sagte Eva Petermann, „und auch deswegen passt doch auch dieses Bild sehr gut dorthin.“ Gerade weil ihr Lebensmotto in schwierigen Zeiten gewesen sei: „Man kann immer etwas tun.“ OB`ín Döhla (SPD), seit knapp einem Jahr im Amt als erste weibliche Oberbürgermeisterin in Hof, stimmte ausdrücklich zu und versprach, das Porträt im Rathaus aufzuhängen.

Antifaschistischer Jahresauftakt in Hof: Gedenken an Hans Merker

13. Januar 2021

In kleinem Kreise gedachten am 5. Januar Stadtrat Thomas Etzel, stellvertretender Kreisvorsitzender der VVN-BdA Hof-Wunsiedel, zusammen mit der VVN-BdA-Kreisvorsitzenden Eva Petermann und dem Vorsitzenden der DKP Hof, Randolph Oechslein, des kommunistischen Widerstandskämpfers Hans Merker. Auch die Stadt Hof hatte dessen Todestag nicht vergessen und einen Kranz aufstellen lassen.

Foto: Dirk John

Der Grabstein wie auch die ganze Grabstätte, in der auch die ebenfalls von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Erwin Klein und Philipp Heller ihre letzte Ruhe gefunden haben, war im vergangenen Winter sorgfältig restauriert worden.

Hofer Stadtrat beschließt Wolf-Weil-Straße – fast einstimmig

31. Oktober 2020

Ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus,

ein Signal der Versöhnung

Ein Jahr ist es jetzt her, dass Stadtrat Thomas Etzel, stellvertretender VVN-BdA-Kreisvorsitzender, den Antrag in den Stadtrat eingebracht hat: Darin forderte er eine öffentliche Ehrung von Wolf Weil, dem ersten Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde in Hof, in Form einer Straßenbenennung. Der ursprünglichen Vorschlag der VVN-BdA, die Straße vor der ehemaligen Synagoge, die Hallstraße umzubenennen, mochte sich die Stadtverwaltung nicht anschließen. Doch der Gedanke, den jüdischen Friedhof „einzurahmen“ durch einerseits die nach dem ersten jüdischen Landtagsabgeordneten Dr. Fischel Arnheim benannte Straße und zur anderen Seite einer Wolf-Weil-Straße (jetzt noch Hohe Straße) fand große Zustimmung, nicht zuletzt bei den Anwohnern. Von dort ist es übrigens gar nicht weit zur Graf-Stauffenberg-Straße.

In der öffentlichen Stadtratssitzung begründete Thomas Etzel den Antrag, dem sich zuvor auch schon die Mitglieder des Bauausschusses angeschlossen hatten. Bei der Abstimmung dann einhellige Zustimmung – fast. Zwei waren dagegen, rechts hinten in der Ecke. Ihre Gründe mochten sie nicht verraten, die zwei Herren von der AfD. Warum wohl?

„Hof setzt ein klares Zeichen gegen Rechts“, erklärt Eva Petermann vom VVN-BdA Kreisvorstand, „ein Zeichen gegen Antisemitismus und jedweden Rassismus und nicht zuletzt ein Signal der Versöhnung 75 Jahre nach dem Ende der verbrecherischen Nazidiktatur.“

Von Hof nach Nordhausen und Roßla (Südharz)

30. September 2020

Am Mahnmal vor dem Krematorium des KZ Mittelbau-Dora.

Von Hof nach Nordhausen und Roßla – Studienfahrt der VVN-BdA

zur Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Die Thüringer Gedenkstätte in idyllischer Landschaft am Rande des Südharz war den meisten Studienfahrt-Teilnehmer*innen genauso wenig bekannt wie die Tatsache, dass es hier eine Verbindung zum Hofer Widerstand gab.

In dem riesigen KZ „Mittelbau-Dora“ bei Nordhausen, ursprünglich eine Außenstelle des KZ Buchenwald bei Weimar, arbeiteten sie im Berg als Arbeitssklaven. Heute ist Mittelbau-Dora ein viel besuchter europäischer Lern- und Gedächtnisort. Die Studienfahrt dorthin hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Hof-Wunsiedel organisiert, unterstützt vom DGB-Kreisverband Hof und von „Demokratie leben“.

60 000 Menschen aus fast allen Ländern Europas, vor allem aus der Sowjetunion, Polen und Frankreich, mussten hier zwischen 1943 und 1945 Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie der Nazis leisten Unter barbarischen Bedingungen arbeiteten sie unter Tage. Ab Januar 1945, als die sowjetische Armee unaufhaltsam gegen Westen vorrückte, wurden zusätzlich „Evakuierte“ auf Todesmärschen aus dem Vernichtungslager Auschwitz nach Nordhausen getrieben. Die Zahl der Toten war so hoch, dass zusätzlich zum Krematorium des KZ Scheiterhaufen errichtet wurden.

Das „Raketen-KZ“ war ab 1944 ein selbstständiges Lager mit seinerseits unzähligen Nebenlagern. Damals wurde die Raketenproduktion von Peenemünde in die vor den Luftangriffen der Alliierten geschützten Stollenanlagen des Kohnstein-Massivs verlagert. 1944/45 kamen der Ausbau unterirdischer Flugzeug- und Treibstoffwerke hinzu. Zu besichtigen ist diese unterirdische, technische Teufelswerkstatt zur Zeit nicht, aus Gründen des Infektionsschutzes.

Besonders hohe Priorität für Hitler hatte dieses Lager wegen der Produktion der „Vergeltungswaffen“ V-1 und V-2 – der „Wunderwaffe“, mit der die unaufhaltsame Niederlage abgewendet werden sollte. Die kam im KZ Mittelbau-Dora am 11. April 1945 mit dem Einmarsch der US-Truppen. Ein Film mit aufwühlenden Originalaufnahmen von der Befreiung des KZ beendete die Führung an der Gedenkstätte.

Die junge, sehr kenntnisreiche Führerin der Gruppe hatte zu Beginn Biografien von Überlebenden dieser Hölle gezeigt, deren Schicksale auch in einer aktuellen Sonderausstellung dokumentiert sind (online abrufbar unter www.buchenwald.de/949 ). Im Abschlussgespräch ging es dann um die Widerstandsgruppe innerhalb des Lagers, der auch der Hofer Hans Merker angehörte. An der Spitze dieser international zusammengesetzten Organisation stand der KPD-Reichstagsabgeordnete Albert Kuntz. Ziel war, die Produktion der „V-Waffen“ zu sabotieren, und gegenseitige Unterstützung und Rettung von möglichst vielen Mithäftlingen. Albert Kuntz wurde im Januar 1945 nach wochenlanger Folter zu Tode geprügelt. (Einzelheiten zu Albert Kuntz vgl. www.rosalux.de/fileadmin/ris_uploads/pdfs/171_Dieckmann.pdf)

Am Bahnhof von Roßla ( Südharz) informierte Randolph Oechslein über die Umstände der Ermordung des Hofer Widerstandskämpfers Hans Merker.

Am Bahnhof von Roßla (Südharz) informiert Randolph Oechslein über die Umstände der Ermordung des Hofer Widerstandskämpfers Hans Merker.

Als Merker am 5. Januar zum Verhör ins KZ Mittelbau-Dora transportiert werden sollte, sprang er aus dem Eisenbahnwaggon und rannte um sein Leben. Doch wurde er schließlich von SS gefasst und sofort erschossen. Die Versammelten gedachten des Ermordeten mit einer Schweigeminute.

Von den 9000 SS- und anderen Wachmannschaften wurden nach der Befreiung nur neunzehn vor Gericht gestellt. Der Dachauer „Dora-Prozess“ unter Führung der US-Armee endete mit vier Freisprüchen und 15 Schuldsprüchen, darunter ein Todesurteil. In einem späteren Prozess kamen alle Angeklagten bis auf einen mit geringen Haftstrafen davon oder wurden freigelassen. Die Mörder Hans Merkers wurden nie bestraft.

Fotos : Privat

Rosen für Rosa Opitz – Rosenpflanzung im Park fortgesetzt

20. September 2020

Eine beachtliche Gruppe kam auch in diesem Jahr in dem kleinen Park am Rosa-Opitz-Platz zusammen, um den 112. Geburtstag der Hofer Widerstandskämpferin und späteren SPD-Stadträtin mit der Pflanzung einer Rose, der Parkrose „Eden“, zu begehen.

Foto: Dirk John

Stadtrat Thomas Etzel , stellvertretender VVN-Vorsitzender, und die Kreisvorsitzende Eva Petermann versorgen abschließend die dritte Rose mit reichlich Wasser.

Studienfahrt zur Gedenkstätte Mittelbau-Dora am 26. September 2020

24. August 2020

Studienfahrt der VVN-BdA Hof-Wunsiedel zur Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Nordhausen, Südharz) am Samstag, 26. September 2020

Mittelbau-Dora, das KZ des „Totalen Krieges“, steht exemplarisch für die Geschichte der KZ-Zwangsarbeit und der Untertageverlagerung von Rüstungsfertigungen des NS-Regimes. Zehntausende Häftlinge bezahlten dafür mit dem Leben. Die Studienfahrt wurde unterstützt von „Demokratie leben“ und dem DGB Stadt und Kreis Hof.

Zwei Häftlinge, die überlebten, vor Teilen einer V-2-Rakete. Das KZ Mittelbau-Dora wurde am 11. April 1945 von der US-Army befreit.

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