In kleinem Kreise gedachten am 5. Januar Stadtrat Thomas Etzel, stellvertretender Kreisvorsitzender der VVN-BdA Hof-Wunsiedel, zusammen mit der VVN-BdA-Kreisvorsitzenden Eva Petermann und dem Vorsitzenden der DKP Hof, Randolph Oechslein, des kommunistischen Widerstandskämpfers Hans Merker. Auch die Stadt Hof hatte dessen Todestag nicht vergessen und einen Kranz aufstellen lassen.
Foto: Dirk John
Der Grabstein wie auch die ganze Grabstätte, in der auch die ebenfalls von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Erwin Klein und Philipp Heller ihre letzte Ruhe gefunden haben, war im vergangenen Winter sorgfältig restauriert worden.
Ein Jahr ist es jetzt her, dass Stadtrat Thomas Etzel, stellvertretender VVN-BdA-Kreisvorsitzender, den Antrag in den Stadtrat eingebracht hat: Darin forderte er eine öffentliche Ehrung von Wolf Weil, dem ersten Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde in Hof, in Form einer Straßenbenennung. Der ursprünglichen Vorschlag der VVN-BdA, die Straße vor der ehemaligen Synagoge, die Hallstraße umzubenennen, mochte sich die Stadtverwaltung nicht anschließen. Doch der Gedanke, den jüdischen Friedhof „einzurahmen“ durch einerseits die nach dem ersten jüdischen Landtagsabgeordneten Dr. Fischel Arnheim benannte Straße und zur anderen Seite einer Wolf-Weil-Straße (jetzt noch Hohe Straße) fand große Zustimmung, nicht zuletzt bei den Anwohnern. Von dort ist es übrigens gar nicht weit zur Graf-Stauffenberg-Straße.
In der öffentlichen Stadtratssitzung begründete Thomas Etzel den Antrag, dem sich zuvor auch schon die Mitglieder des Bauausschusses angeschlossen hatten. Bei der Abstimmung dann einhellige Zustimmung – fast. Zwei waren dagegen, rechts hinten in der Ecke. Ihre Gründe mochten sie nicht verraten, die zwei Herren von der AfD. Warum wohl?
„Hof setzt ein klares Zeichen gegen Rechts“, erklärt Eva Petermann vom VVN-BdA Kreisvorstand, „ein Zeichen gegen Antisemitismus und jedweden Rassismus und nicht zuletzt ein Signal der Versöhnung 75 Jahre nach dem Ende der verbrecherischen Nazidiktatur.“
Am Mahnmal vor dem Krematorium des KZ Mittelbau-Dora.
Von Hof nach Nordhausen und Roßla –Studienfahrt der VVN-BdA
zur Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Die Thüringer Gedenkstätte in idyllischer Landschaft am Rande des Südharz war den meisten Studienfahrt-Teilnehmer*innen genauso wenig bekannt wie die Tatsache, dass es hier eine Verbindung zum Hofer Widerstand gab.
In dem riesigen KZ „Mittelbau-Dora“ bei Nordhausen, ursprünglich eine Außenstelle des KZ Buchenwald bei Weimar, arbeiteten sie im Berg als Arbeitssklaven. Heute ist Mittelbau-Dora ein viel besuchter europäischer Lern- und Gedächtnisort. Die Studienfahrt dorthin hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Hof-Wunsiedel organisiert, unterstützt vom DGB-Kreisverband Hof und von „Demokratie leben“.
60 000 Menschen aus fast allen Ländern Europas, vor allem aus der Sowjetunion, Polen und Frankreich, mussten hier zwischen 1943 und 1945 Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie der Nazis leisten Unter barbarischen Bedingungen arbeiteten sie unter Tage. Ab Januar 1945, als die sowjetische Armee unaufhaltsam gegen Westen vorrückte, wurden zusätzlich „Evakuierte“ auf Todesmärschen aus dem Vernichtungslager Auschwitz nach Nordhausen getrieben. Die Zahl der Toten war so hoch, dass zusätzlich zum Krematorium des KZ Scheiterhaufen errichtet wurden.
Das „Raketen-KZ“ war ab 1944 ein selbstständiges Lager mit seinerseits unzähligen Nebenlagern. Damals wurde die Raketenproduktion von Peenemünde in die vor den Luftangriffen der Alliierten geschützten Stollenanlagen des Kohnstein-Massivs verlagert. 1944/45 kamen der Ausbau unterirdischer Flugzeug- und Treibstoffwerke hinzu. Zu besichtigen ist diese unterirdische, technische Teufelswerkstatt zur Zeit nicht, aus Gründen des Infektionsschutzes.
Besonders hohe Priorität für Hitler hatte dieses Lager wegen der Produktion der „Vergeltungswaffen“ V-1 und V-2 – der „Wunderwaffe“, mit der die unaufhaltsame Niederlage abgewendet werden sollte. Die kam im KZ Mittelbau-Dora am 11. April 1945 mit dem Einmarsch der US-Truppen. Ein Film mit aufwühlenden Originalaufnahmen von der Befreiung des KZ beendete die Führung an der Gedenkstätte.
Die junge, sehr kenntnisreiche Führerin der Gruppe hatte zu Beginn Biografien von Überlebenden dieser Hölle gezeigt, deren Schicksale auch in einer aktuellen Sonderausstellung dokumentiert sind (online abrufbar unter www.buchenwald.de/949 ). Im Abschlussgespräch ging es dann um die Widerstandsgruppe innerhalb des Lagers, der auch der Hofer Hans Merker angehörte. An der Spitze dieser international zusammengesetzten Organisation stand der KPD-Reichstagsabgeordnete Albert Kuntz. Ziel war, die Produktion der „V-Waffen“ zu sabotieren, und gegenseitige Unterstützung und Rettung von möglichst vielen Mithäftlingen. Albert Kuntz wurde im Januar 1945 nach wochenlanger Folter zu Tode geprügelt. (Einzelheiten zu Albert Kuntz vgl. www.rosalux.de/fileadmin/ris_uploads/pdfs/171_Dieckmann.pdf)
Am Bahnhof von Roßla ( Südharz) informierte Randolph Oechslein über die Umstände der Ermordung des Hofer Widerstandskämpfers Hans Merker.
Am Bahnhof von Roßla (Südharz) informiert Randolph Oechslein über die Umstände der Ermordung des Hofer Widerstandskämpfers Hans Merker.
Als Merker am 5. Januar zum Verhör ins KZ Mittelbau-Dora transportiert werden sollte, sprang er aus dem Eisenbahnwaggon und rannte um sein Leben. Doch wurde er schließlich von SS gefasst und sofort erschossen. Die Versammelten gedachten des Ermordeten mit einer Schweigeminute.
Von den 9000 SS- und anderen Wachmannschaften wurden nach der Befreiung nur neunzehn vor Gericht gestellt. Der Dachauer „Dora-Prozess“ unter Führung der US-Armee endete mit vier Freisprüchen und 15 Schuldsprüchen, darunter ein Todesurteil. In einem späteren Prozess kamen alle Angeklagten bis auf einen mit geringen Haftstrafen davon oder wurden freigelassen. Die Mörder Hans Merkers wurden nie bestraft.
Eine beachtliche Gruppe kam auch in diesem Jahr in dem kleinen Park am Rosa-Opitz-Platz zusammen, um den 112. Geburtstag der Hofer Widerstandskämpferin und späteren SPD-Stadträtin mit der Pflanzung einer Rose, der Parkrose „Eden“, zu begehen.
Foto: Dirk John
Stadtrat Thomas Etzel , stellvertretender VVN-Vorsitzender, und die Kreisvorsitzende Eva Petermann versorgen abschließend die dritte Rose mit reichlich Wasser.
Studienfahrt der VVN-BdA Hof-Wunsiedelzur GedenkstätteMittelbau-Dora (Nordhausen, Südharz)amSamstag, 26. September 2020
Mittelbau-Dora, das KZ des „Totalen Krieges“, steht exemplarisch für die Geschichte der KZ-Zwangsarbeit und der Untertageverlagerung von Rüstungsfertigungen des NS-Regimes. Zehntausende Häftlinge bezahlten dafür mit dem Leben. Die Studienfahrt wurde unterstützt von „Demokratie leben“ und dem DGB Stadt und Kreis Hof.
Zwei Häftlinge, die überlebten, vor Teilen einer V-2-Rakete. Das KZ Mittelbau-Dora wurde am 11. April 1945 von der US-Army befreit.
VVN-BdA kurz vor und nach der Sommerpause:Erinnerung an fünf Jahre Stolpersteinlegung und an den 112. Geburtstag von Rosa Opitz
Fest verknüpft mit der Erinnerungsarbeit an den Widerstand in Hof sind die Namen Hans Merker (KPD) und Rosa Opitz (SPD).
Eine junge Kameradin putzt den Stolperstein für den kommunistischen Hofer Widerstandskämpfer Hans Merker anlässlich des Gedenkens am 30. Juli 2020.
Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Stolpersteinlegung für den Nazigegner Merker kam eine beachtliche Runde von Antifaschistinnen und Antifaschisten auf Einladung von VVN-BdA und DKP Hof zu einem kurzen Gedenken an der Messingplakette im Gehsteig der Döbereinerstraße 12, dem einstigen Wohnsitz von Merker und seiner Frau Anna, zusammen.
Der Hofer DKP-Vorsitzende Randolph Oechslein erinnerte daran, dass die Initiative für diesen Stolperstein aus der AG „Schule ohne Rassismus – mit Zivilcourage“ des Jean-Paul-Gymnasiums hervorging. Kamerad Oechslein, der seit Jahren zur Biografie Merkers forscht, machte auf die fatale Kontinuität rechten Terrors seit der Weimarer Republik bis in die Gegenwart aufmerksam.
Schon vor 1933 hätten Nazigegner wie Merker vor Kriegsvorbereitung und Hochrüstung gewarnt, sagte die Kreisvorsitzende der VVN-BdA, Eva Petermann. „Nie wieder Krieg“ sei in der Tat hochaktuell, auch die Pläne seitens des Verteidigungsministeriums zur Einführung neuer, bewaffneter Kampfdrohnen. Sie sprach sich für weltweite Abschaffung aller Atomwaffen aus, auch mit Blick auf die Jahrestage der Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki Anfang August.
Abschließend forderte Janson Damasceno, Kreisvorsitzender der Partei DIE LINKE, mit Nachdruck die Auflösung rechtsterroristischer Netzwerke in Polizei und Bundeswehr, nicht zuletzt angesichts der Anschläge von Hanau, Halle und Kassel.
Mit dem Gedenken am Stolperstein verabschiedete sich der VVN-BdA-Kreisvorstand in die Sommerpause. Im September soll es weitergehen u.a. mit einer weiteren Rosenpflanzung am 14.9. im Zusammenhang mit dem „work in progress“ „Rosen für Rosa“ auf der Grünanlage im „Vertel“ . Bekanntlich erhielt diese vor zwei Jahren nach einer dynamischen Unterschriften-Kampagne, initiiert von Eva Petermann und vor allem getragen von Hofer Frauen, und nach einstimmigem Stadtratsbeschluss den Namen Rosa-Opitz-Platz, zu Ehren der beherzten Nazigegnerin und späteren SPD-Stadträtin.
Für Ende September plant die Kreisvereinigung eine Studienfahrt zur Gedenkstätte Mittelbau-Dora nahe Nordhausen. Dieses KZ war das letzte von den Nazis gegründete KZ-Hauptlager. Es steht exemplarisch für die mörderische Zwangsarbeit in der deutschen Rüstungsindustrie. Dort können das Gelände mit Appellplatz und Krematorium sowie eine Filmdoku mit Originalaufnahmen von der Befreiung des KZ bzw. die sehr aussagestarke Dauerausstellung angesehen werden.
Ob die Stollenanlage im Kohnstein geöffnet wird, ist aus Infektionsschutzgründen unsicher. Hier hatten Wernher von Braun und u.a. auch der Ingenieur Günter Fuchs aus Schwarzenbach/Saale an der Konstruktion der V2-Rakete gearbeitet. Unzählige KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene bezahlten hier für die größenwahnsinnigen Weltmachtpläne des NS-Regimes mit dem Leben.
Auf dem Rückweg der Studienfahrt, die von „Demokratie leben“ und dem DGB Kreis Hof gefördert wird, gibt es in einen Zwischenstopp am Bahnhof von Roßla, wo Hans Merker bei seiner Flucht vom Transportwaggon ermordet wurde.
Die Fahrt zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora findet statt am Samstag, 26. September ; Abfahrt ca. 7.30 Hof Freiheitshalle; Rückkehr spätestens 20 Uhr; Teilnehmerbeitrag: 10 Euro; ermäßigt 5 Euro. Die Durchführung steht unter dem Vorbehalt der aktuellen Pandemie-Situation. ANMELDUNGEN bitte möglichst bis 5. September 2020 bei Eva Petermann persönlich oder über die Homepage der Kreisvereinigung: https://hof.vvn-bda.de/
Scharfe Kritik übt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Hof-Wunsiedel an der Entscheidung des bayerischen Verwaltungsgerichtshofs zu dem einstigen Neonazitreffpunkt in Oberprex. Zwar räumen die Münchner Richter ein, dass im Prinzip eine „Einziehung im Rahmen eines Vereinsverbots unter engen Voraussetzungen zulässig“ sei. Schließlich stand, so die VVN-BdA, auch das „Gemeinwohl“ der Gemeinde Regnitzlosau auf dem Spiel, wie es in Art. 14 und 15 des Grundgesetzes, den Enteignungsparagrafen, angesprochen ist.
Den Ausschlag aber gab anscheinend ausgerechnet eine Einschätzung aus dem eigenen Hause, durch den bayerischen Verfassungsschutz: Die Neonazikameradschaft sei dermaßen konspirativ vorgegangen, dass der Hausherrin eine Kenntnis von „der Nutzung durch das mittlerweile verbotene Freie Netz Süd (FNS)“ nicht zweifelsfrei nachzuweisen sei. Für den VVN-BdA-Kreisvorstand „angesichts des jahrelangen Treibens in dem Anwesen eine nahezu absurde Fehleinschätzung.“ Diese stehe überdies im direkten Widerspruch zu früheren Aussagen der Behörde selbst.
Vor fast genau zwei Jahren wurde jene „Beschlagnahmung und Einziehung“ vom Verwaltungsgericht Bayreuth juristisch abgesegnet. Thomas Etzel, stellvertretender VVN-Vorsitzender, zitierte die damalige Bewertung des Innenministeriumsvertreters vor Gericht: Die Schutzbehauptung der Vermieterin, wenig mitbekommen zu haben, nannte dieser seinerzeit „völlig lebensfremd“. Obendrein, so die Aussage der beklagten Behörde, habe seinerzeit das Landratsamt in Hof Gentschs Mutter extra angeschrieben, um sie auf die verfassungswidrigen Aktivitäten hinzuweisen.
Nicht zuletzt angesichts der Mordanschläge in Halle, Hanau und Kassel, des gefährlichen Erstarkens des AfD-„Flügels“, angesichts von Nazi-Netzwerken bei Bundeswehr und Polizei usw. „setzt das Urteil von München ein fatal falsches Signal.“ Die Landesregierung müsse gegen die Nichtzulassung der Revision baldmöglichst Beschwerde einlegen. Das werde „der Prüfstein dafür sein, wie ernst die öffentlichen Beteuerungen gegen den Rechtsterror zu nehmen sind“, erklärt der VVN-BdA-Kreisvorstand abschließend.
(Aus der Pressemitteilung der VVN-BdA vom 14.7.20)
Vergessener Widerstand – Ludwig Feuerle und Bruno Splitt –
zwei kaum bekannte Nazigegner, die nach der Befreiung nach Hof gelangten
1. Ludwig Feuerle – Widerstand zwischen Kunst und der Weißen Rose
Dr. Eva Hoegner aus München, u.a. Referentin an der KZ-Gedenkstätte Dachau und der Weiße-Rose-Stiftung, berichtete am 25. Juni auf Einladung des Langnamenvereins über den jungen Kunststudenten Gerhard Feuerle. Selbst kein aktiver Widerstandskämpfer, gehörte er doch zum Umfeld der „Weißen Rose“. Das brachte dem 1928 Geborenen Gestapo-Haft, Verhöre, Folter und ein Todesurteil ein; sechs Monate verbringt der bekennende Antimilitarist in der Todeszelle, u.a. wegen Wehrkraftzersetzung. „Er ist kaputtgemacht worden“, sagt seine hochbetagte Cousine Frau L. aus Hof, die als Zeitzeugin an der Veranstaltung teilnimmt.
Die Familie erwirkt Gnadenersuche, die zweimal abgelehnt werden. Schließlich steckt man ihn in das wegen seiner barbarischen Blutspur berüchtigte SS-Strafbattalion Dirlewanger. Mehrfach wird Feuerle verletzt, dennoch beordert den kaum Genesenen ein erneuter Einsatzbefehl nach Bautzen. Dann verlieren sich seine Spuren in Hof – wurde er bei einem Bombenangriff getötet oder von SS aufgegriffen und erschossen?
In Gefängnishaft schreibt der 25-jährige Künstler in seinem Politischen Vermächtnis am 2. Mai 1944 (gekürzter Auszug):
„Mir hat sich im Gefängnis ein Blick hinter die Kulissen dieses Staates aufgetan, der mir die Stimme verschlug. Von Augenzeugen wurde mir über Verbrechen berichtet, die in der Geschichte der Menschheit beispiellos sind. Ich habe erkannt, worauf sich dieses System gründet und wo die Ursachen des Krieges zu suchen sind.
Der Krieg ist und bleibt für Deutschland verloren. Ja, mehr noch – im Interesse unseres Volkes muss er verloren gehen. Wir hätten dieser Verbrecherclique niemals den Weg freimachen dürfen. Ziehen wir eine blutige und todernste Lehre aus dieser Zeit.
Mein Opfer ist eines von vielen Tausenden. Ich sterbe für eine deutsche Zukunft, die einen Staat hervorbringt, der seine Lehren aus den vergangenen Jahren gezogen hat.“
2. Bruno Splitt – Widerstandskämpfer (KPD) aus Essen, wohnte nach 1945 in Hof
Das hat eine junge Doktorandin aus Berlin erforscht: 1981 starb der KPD-Funktionär und gelernte Bergarbeiter Bruno Splitt in Hof. Der 1898 Geborene gehörte nach 1933 der illegalen Widerstandsorganisation der KPD in Essen an, in der er wichtige Funktionen bekleidete. Bald jedoch wurde der ehemalige Essener Stadtrat festgenommen und in das KZ Sachsenhausen verschleppt, später ins elsässische Struthof in den Vogesen. Dort behandelten ihn SS-Ärzte wegen einer Verletzung. Irgendwann gegen Kriegsende gelangte er über das KZ Dachau auf Umwegen nach Hof. Über sein weiteres Schicksal hier ist wenig bekannt. Wie wurde er hier aufgenommen; hat er jemals eine Wiedergutmachung erhalten?
Wer Bruno Splitt kannte oder etwas zur Erforschung seiner Biografie wissen sollte, wende sich bitte an unsere Kreisorganisation. Wir leiten die Infos gern weiter.
Dem Forschungsprojekt – einer fachübergreifenden Forschungskooperation zwischen der Universität Straßburg und der Charité in Berlin – können wir nur viel Erfolg wünschen.
Antirassistische „Black Lives Matter“-Kundgebung in Hof am 20. Juni
Mehr als 200 Hoferinnen und Hofer trafen sich vor einer Woche am Kugelbrunnen in der Hofer Fußgängerzone! Zwar hatten Schüler*innen die Kundgebung ausgesprochen kurzfristig organisiert. Dennoch gab es eine große Resonanz, beeindruckende Beiträge am Offenen Mikrophon und Musik, zweimal unterbrochen vom symbolischen „Take a knee“-Niederknien der Versammelten. Eine kleine Pause nutzten drei junge Teilnehmer für eine staunenswerte Breakdance-Einlage; sie erhielten viel Beifall.
Vertreten waren u.a. auch „Hof ist bunt, nicht braun“, die Grüne Jugend sowie die VVN-BdA Hof-Wunsiedel, unter ihnen Kreistagsmitglied Nanne Wienands und Thomas Etzel, Stadtrat in Hof. Vielen Dank an alle, die bei der Organisation mitgemacht haben!
Aus der Stellungnahme der Internationalen Förderation der Widerstandskämpfer (FIR):
Die FIR erklärt in aller Deutlichkeit: Antifaschismus ist kein Terrorismus – gegen Rassismus und Polizeiwillkür hilft nur Gerechtigkeit. Das werden die FIR und ihre Mitgliedsverbände in den kommenden Tagen auch öffentlich vor Botschaften und anderen Vertretungen der USA in der ganzen Welt zum Ausdruck bringen.
Bilder von der Tötung des Afroamerikaners George Floyd, die über die sozialen Medien schnell Verbreitung fanden, waren der Funke, der das Pulverfass zum Explodieren brachte. Nicht nur in Minnesota, auch in vielen anderen amerikanischen Bundesstaaten und Großstädten gab es daraufhin breite Proteste gegen Polizeigewalt, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. Bei manchen nächtlichen Demonstrationen entlud sich der jahrelange Frust zum Teil in Gewalt und Plünderungen. Das waren die Bilder, die die Medien in den ersten Tagen in alle Welt verbreiteten.
Nur selten wurde der friedliche Massenprotest der demokratischen und antirassistischen Zivilgesellschaft gezeigt. Aber auch gegen solche Aktionen ging die Polizei mit großer Brutalität vor. Sie setzte Gummigeschosse und Tränengas auch dort ein, wo die Menschen friedlich protestierten. Selbst knapp 100 Journalisten wurden während ihrer Berichterstattung verhaftet.
Bekannt ist mittlerweile, dass sich neofaschistische Gruppen und Trump-Anhänger bei solchen friedlichen Protestaktionen als Provokateure betätigen, die der Polizei Vorwände für gewalttätige Einsätze liefern sollen. Angestachelt wurde die Polizeigewalt durch US-Präsident Donald Trump… In völliger Verkehrung der Wirklichkeit rechtfertigt Trump die Polizeigewalt und macht die antirassistische Bewegung für die Situation verantwortlich. Und er verkündet eine „einfache Lösung“: „Die Vereinigten Staaten werden die Antifa in die Kategorie der terroristischen Organisationen einordnen“, erklärte Trump auf Twitter. US-Justizminister Bill Barr ergänzte, die US-Bundespolizei habe den Auftrag erhalten, die Organisatoren der Proteste zu identifizieren. „Die organisierte Gewalt wird von Antifa und anderen ähnlichen Gruppen angeführt“, erklärte er. Es handele sich um „inländischen Terrorismus“.
Abgesehen davon, dass es auch in den USA „die ANTIFA“ nicht als Gruppe gibt, wäre eine solche Einordnung eine Kriminalisierung der antirassistischen Bewegung. Doch solche Kriminalisierung löst nicht das Problem des tatsächlich existierenden Rassismus und die darauf basierenden sozialen Ungerechtigkeiten in den USA. Vielmehr erinnert ein solches Vorgehen an die schlimmsten Zeiten der McCarthy-Ära in den 50er Jahren, als mehrere Tausend Demokraten, Künstler und Gewerkschafter unter „Kommunismus-Verdacht“ verfolgt wurden.
Gegen Rassismus und Polizeiwillkür hilft nur Gerechtigkeit!