Fasching statt Faschismus

16. Februar 2015

Mit Kreativität, Karikatur, Wortwitz, Musik, Bananen und einer Putzkolonne  ging es am Samstag, 14. Februar 2015 gegen Nazis in Wunsiedel. Sie hatten wohl gedacht, dass man nicht innerhalb einer knappen Woche reagieren könnte – ha ha ha! Ihr Gedenken an die Opfer in Dresden war in Wunsiedel vor allem eines: unangebracht. Man kann sie einfach nicht mehr ernst nehmen, und das bekamen sie zu sehen und zu hören. Vor allem das Bananensymbol wird sie noch lange verfolgen!

70 Jahre Befreiung

29. Januar 2015

Ökumenischer Gottesdienst zum Tag der Opfer des Faschismus

Dieselben Worte, dieselben Lieder. Für das Gottesdienstteam ist längst zum Ritual geworden, was die Besucher wohltuend empfinden – es tut gut. Es tut gut, sich miteinander an diesem Tag, dem 27. Januar 2015, dem Gedenktag für die Opfer des Faschismus, dem diesmal 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee, mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen. 2006 hat dieser Gottesdienst erstmals stattgefunden. Zum zehnten Mal ertönte vergangene Woche zum Abschluss das Lied vom wiedererblühten Mandelzweig. Der Organisatonskreis, bestehend aus evangelischen und katholischen Gemeindemitgliedern, Pfr. Daniel Lunk und Pfr. Joachim Cibura, Vertretern des Vereins gegen das Vergessen und der VVN-BdA Hof-Wunsiedel findet aber auch seit zehn Jahren immer wieder einen neuen Impuls für diese Stunde. Nach Lesung und Liturgie konnten die Besucher des Gottesdienstes diesmal einer Fachfrau lauschen, die die sachliche Seite eines Traumas beschrieb. Schwester Edith Schmidt von der Christusbruderschaft Selbitz ist Diplom-Psychologin. „Ein Trauma bedeutet das Erleben einer Extremsituation, die alle bisherigen Bewältigungsmöglichkeiten eines Mernschen übersteigt. Sein Vertrauen ins Leben und in andere Menschen wird grundlegend erschüttert“, erläuterte sie. Das kann ein Unfall sein, ein Schicksalsschlag oder – und das kennzeichnete sie als besonders belastend und schwerwiegend – die Erfahrung von körperlicher Gewalt oder gezielter Entwürdigung durch andere Menschen, etwa eine Gefangennahme oder Folter. Bestimmte Reaktionsmöglichkeiten werden häufig beobachtet: das Wiedererleben der traumatischen Ereignisse, verursacht etwa durch eine bestimmte Situation, ein Wort, einen Geruch; die Vermeidung bestimmter Situationen – man geht z. B. nicht mehr in einen Keller, die Unfähigkeit, von dem Erlebten zu sprechen, und als weitere Reaktion die Übererregbarkeit im Sinne von z. B. Schlaflosigkeit, Gefühlsausbrüchen, vordergründig unbegründbaren Affekten. Schwester Edith brachte diese theoretische Beschreibung in Zusammenhang mit den Opfern in den Konzentrationslagern, aber auch mit den heute in Deutschland ankommenden Flüchtlingen. „Die sogenannte posttraumatische Belastungsstörung als Folge der erlebten Traumata kollidiert dann hier mit den Anforderungen des Asylverfahrens,“ erklärte sie, „denn die Flüchtlinge sind verpflichtet, alle Informationen, die zu ihrem Asylantrag gehören, umfassend und detailliert einer fremden Person zu berichten, oft noch mit einem Übersetzer, von dem man nicht weiß, ob er genau übersetzt, was man ausdrücken will.“ Konkrete Beispiele veranschaulichen ihre Ausführungen. Im Anschluss an den Gottesdienst beteiligten sich viele Besucher an dem Fackelzug durch den Friedhof zu den Gräbern der Opfer aus dem Jahr 1945. Nanne Wienands, Vorsitzende der VVN-BdA Hof-Wunsiedel, berichtete vom Einsatz der Schwarzenbacher Stadträte vor 50 Jahren, die erreicht hätten, dass diese Toten nicht nach Flossenbürg umgebettet wurden wie über 5000 andere aus ganz Bayern. „Die Stadträte wollten diese Gräber als Gedenkstätte zur Bewusstseinbildung für die Bevölkerung behalten, und wir sind heute dankbar dafür.“ Wienands wies auf das neu erschienene  Buch von Dr. Hans Brenner hin „Todesmärsche und Todestransporte“, in dem auch der Schwarzenbacher Todesmarsch erwähnt sei. Dieses Buch mache deutlich, wie viele Menschen am Ende des Krieges noch kreuz und quer durch ganz Europa getrieben wurden. Die Fußmärsche und die Transporte bedeuteten für viele Menschen das Todesurteil. Dass es auch anders hätte gehen können, habe im November 2014 der Historiker Ulrich Fritz bei einem Vortrag in Schwarzenbach berichtet. „In Mehltheuer bei Plauen übergab Lagerkommandant Fischer am 16. April 1945 die Häftlinge an die befreienden amerikanischen Truppen, alle Frauen überlebten die letzten Kriegstage. Genauso wie die Frauen in Helmbrechts hatten sie für die Rüstung arbeiten müssen. Mögen sie alle nicht vergessen werden.“

no pasaran – 16. Januar 2015

6. Januar 2015

No Pasaran – Sie werden nicht durchkommen!

Im gut besuchten Hofer Scala-Kino zeigte die VVN-BdA Hof-Wunsiedel kürzlich den im Jahr 2014 herausgekommenen Dokumentarfilm des Regisseurs Daniel Burkholz. Acht Zeitzeugen aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Spanien und anderen europäischen Ländern berichteten in anrührenden Gesprächen an ihre antifaschistischen Widerstandsarbeit im Spanischen Bürgerkrieg und im Zweiten Weltkrieg. Alle hatten sie gehofft zu überleben. Doch eigentlich rechnete keiner von ihnen wirklich damit, nach einer Odyssee über die Schlachtfelder Europas und durch Konzentrations- und Vernichtungslager tatsächlich das Ende des Faschismus erleben zu können. Fürs Leben gezeichnet, aber ungebrochen, weit über 90 Jahre alt, aber entschieden und gelassen erzählen sie vor der Kamera aus ihrem Leben. Gerhard Hoffmann, Rosaria Sanchez Mora, genannt „La Dinametera“, Hermann Scheerboom, Kurt Julius Goldstein, die Brüder Joseph und Vincent Almudever, Giovanni Pesce und dessen Frau Onorina Brambilla Pesce – alle waren fast noch Jugendliche, als sie sich freiwillig für den Einsatz in einem fremden Land entschieden. Ihre beeindruckenden Persönlichkeiten, ihre bewegenden Gesprächsbeiträge, ihr Humor und ihre Menschlichkeit, die Gelassenheit, mit der sie ihr Schicksal tragen – Schusswunden, Explosionen und das Alter haben Spuren hinterlassen – faszinieren die Zuschauer. Ihre Erlebnisse lassen niemanden unberührt.
„Würdest du für die Freiheit deines Landes kämpfen?“ fragt Hermann Scheerboom seinen erwachsenen Enkel. Die Antwort „ja, das würde ich tun, aber für ein anderes Land? – eher nicht.“ Der ältere Herr hilft ihm auf die Sprünge „wenn die anderen Länder nicht frei sind, hat dein eigenes Land nichts von seiner Freiheit.“ Und diese Einsicht kann aktueller nicht sein, sie beschreibt das Anliegen der älteren Herrschaften punktgenau, so dass einem dieser Satz am Ende des Filmes im Gedächtnis bleibt.

Einige der Protagonisten sind nach den Filmaufnahmen verstorben. Man kann also nur froh sein über die Themenwahl von Regisseur Daniel Burkholz.

Während der Diskussion steuerte Randolph Oechslein Hofer Fakten bei. Er wusste, dass auch drei Bürger aus Hof sich freiwillig den Internationalen Brigaden in Spanien angeschlossen hatten, namentlich erwähnte Oechslein Theodor Klug. 1913 in Hof geboren, war dieser bereits als Jugendlicher politisch aufklärend aktiv. 1933 erwischten ihn die Nazis und sperrten ihn kurzerhand für einige Monate im KZ Dachau hinter Schloss und Riegel. 1937 drohte ihm dies wieder, er flüchtete und ging über die Schweiz und Frankreich nach Spanien. Nach heftigen Kämpfen und schweren Verletzungen wurde er 1939 aus den Internationalen Brigaden entlassen. Durch mehrere Länder und bis in die Sahara führten ihn Arbeit und immer wieder die Flucht vor den faschistischen Kräften. 1945, vor nunmehr 70 Jahren, kam er zurück nach Hof. Weil ihm als republikanischem Spanienkämpfer und dann Angehörigem der englischen Armee von den Nazis die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt worden war, verweigerte man ihm in Hof die Zuteilung von Lebensmittelkarten und die Arbeitserlaubnis. Er verließ seine Heimatstadt und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1982 in der DDR.

http://www.kino.de/kinofilm/no-pasaran/155398
www.roadside-dokumentarfilm.de

 

Gedenken an Hans Merker 4. Januar 2015

8. Dezember 2014

Jahresauftakt zum 70. Jubiläum der Befreiung vom Faschismus: Ehrung für kommunistischen Widerstandskämpfer in Hof/Saale

Am 5. Januar 2015 jährte sich der Tag der Ermordung des kommunistischen Widerstandskämpfers Hans Merker zum 70. Mal. Mehr als ein Dutzend Menschen aus Franken ließen sich von Eis und Schnee nicht abhalten, am Sonntag davor auf dem Friedhof der Saalestadt an der Gedenkfeier von DKP Oberfranken und der VVN-BdA Hof-Wunsiedel teilzunehmen.

 „Meinst du, die Russen wollen Krieg?“ dieses Lied, das nach einem Gedicht des russischen Dichters Jewtuschenko entstand, bildete den Beginn der Gedenkstunde. Der kollektive Schwur der Buchenwald-Häftlinge von 1945 „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“, der gerade in Hinblick auf die aktuelle Situation in Europa sehr aktuell ist, wurde in dieser Stunde mehrfach zitiert.

Randolph Oechslein von der DKP in Hof rief Stationen aus dem Leben des KPD-Mitglieds Hans Merker in Erinnerung, der u.a. im KZ Dachau und in Buchenwald inhaftiert war. Das Gedenken galt auch Merkers Genossen Philipp Heller und Ewald Klein, die bereits vor ihm Opfer der Nazis wurden, wie auch den vielen anderen Hofer Widerstandskämpfern, die zum Teil auch aus der SPD kamen. Unter ihnen war auch die mutige junge Sozialdemokratin Rosa Opitz, die damals mehr als einmal ihr Leben riskierte.

Sie alle wären größtenteils völlig in Vergessenheit geraten, hätte nicht der frühere Hofer KPD-Stadtrat Rudi Macht ihnen in seiner fünfbändigen „Geschichte der Hofer Arbeiterbewegung“ ein Denkmal gesetzt. Unmittelbar nach der Befreiung 1945 war in Hof zwar eine Straße nach Hans Merker benannt worden, sowie jeweils eine Brücke bzw. ein großes Sportstadion nach seinen beiden Kampfgefährten Heller und Klein. Im Zuge des Kalten Krieges jedoch und des erneuten Verbots der KPD in den 1950er Jahren wollte man davon nichts mehr wissen.

Seit langem fordert die VVN-BdA zusammen mit vielen Mitstreitern, die Widerstandsgruppe Merker, Heller und Klein ganz offiziell und öffentlich zu ehren. Immerhin hatte die Stadt Hof anlässlich von Merkers Todestag eine Grußadresse geschickt und auf dem Gemeinschaftsgrab der drei Opfer einen großen Kranz aufstellen lassen. Die Stadtratsfraktion der SPD, deren stellvertretende Fraktionsvorsitzende Eva Döhla an der Gedenkfeier teilnahm, hatte kürzlich ebenfalls das Anliegen aufgegriffen. Eva Döhla wies darauf hin, wie einfach es heute sei, zu seiner Meinung zu stehen und sie öffentlich kund zu tun. „Ohne Bedrohung des Lebens, ohne in materielle Not zu geraten ist es heute möglich, auf Missstände hinzuweisen oder eine andere Meinung zu vertreten,“ meinte Döhla und zeigte sich beeindruckt von der Bereitschaft der Familien der Widerstandskämpfer, für ihre Überzeugungen einzustehen.

Gruppe klP1300205 Auf dem Friedhof in Hof/Saale

Wunsiedel 15. November 2014

7. November 2014

VVN-BdA ruft zur Teilnahme an den Aktionen in Wunsiedel auf
Gegen eine Veranstaltung von Neonazis organisiert die Bürgerinitiative „Wunsiedel ist bunt, nicht braun“ am Samstag, den 15. November 2015 Gegenveranstaltungen. Um 13.30 Uhr beginnen in Wunsiedel drei Stationengottesdienste; an der Friedhofskirche in der Egerstraße, dem Maxi-Kindergarten in der Maximilianstraße und an der Katholischen Kirche in der Kemnather Straße. Zur gleichen Zeit startet der DGB am Busbahnhof, um zum Marktplatz zu laufen. Dort wird um 14 Uhr eine gemeinsame Kundgebung stattfinden. Die VVN-BdA Hof – Wunsiedel ruft alle Bürger dazu auf, sich an den Gottesdiensten und der Kundgebung zu beteiligen. Durch Wunsiedel ging im Jahr 1945 einer der zahlreichen Todesmärsche, durch die die Konzentrationslager der Nationalsozialisten aufgelöst werden sollten. Der Sprecher der Wunsiedler Bürgerinitiative, Karl Rost, hat dazu viele Informationen und Zeitzeugenaussagen zusammengetragen, so dass man heute in Wunsiedel zumindest den Weg der Opfer der Nationalsozialisten vor den Umzügen der Neonazis schützen kann.

Arno Behrisch – Vortrag von Peter Weiß

12. Oktober 2014

Arno Behrisch (1913-1989) : „Einer, der den Hofern etwas zu sagen hatte“
GEW und VVN erinnern an den einstigen Hofer Abgeordneten

Für seine neue Heimat Hof, in die es ihm nach skandinavischem Exil 1945 verschlagen hatte, hat sich Arno Behrisch nach Kräften eingesetzt.
Seine konkreten Vorschläge für eine gezielte Strukturpolitik für die Grenzlandregion mit dem Titel „Oberfranken im Würgegriff“ waren wegweisend. Als Journalist stand der langjährige Chefredakteur der „Oberfränklschen Volkszeitung“ ein für politische Aufklärung und demokratischen Meinungsstreit. Das konnte die einstige Nazi-Hochburg durchaus gebrauchen.
Wurde es ihm gedankt? Sein Name findet sich weder auf der Homepage der Stadt Hof noch auf dem Stadtplan. Kein Wort mehr davon, dass Behrisch fünfzehn Jahre lang ein wichtiger Akteur im politischen und publizistischen Geschehen Hofs und Nordostoberfrankens war. Immerhin wählten die Hofer den SPD-Spitzenkandidaten 1946 in den Landtag. 1949 schickten sie ihn mit einem Direktmandat in den Bundestag. In seinem politischen Leben wird der Wandel vom Kalten Krieg zur Entspannungspolitik sichtbar. Wie in einem Brennglas scheinen zentrale Konflikte deutscher Geschichte auf.
Gründe genug für die Kreisvorstände der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hof und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) Hof-Wunsiedel, um mit einer Veranstaltung im Hofer „Genossenschaftsheim“ dieses couragierten Gewerkschafters, Nazigegners und Friedenskämpfers zu gedenken.

GEW-Kreisvorsitzender Karlheinz Edelmann begrüßt als Referenten seinen Gewerkschaftskollegen Peter Weiss. Dieser berichtet, wie tief beeindruckt er als junger Mann war von der Begegnung mit Behrisch. Der Weidener Lehrer entpuppt sich als versierter Anekdotenerzähler. Ein gebanntes Publikum, darunter auch einige Hofer Polit-Prominenz, erfährt jede Menge Details aus dem wechselvollen Leben des gebürtigen Dresdners.
„Ein Geschöpf der Arbeiterbewegung“, nennt ihn Weiss. Mit noch nicht vierzehn Jahren bereits schließt sich der Schriftsetzerlehrling der Gewerkschaft an. Dass sein Vater aus dem 1. Weltkrieg nicht zurückkommt, flößt ihm einen unüberwindlichen „Abscheu vor dem Barras“ ein.

Früh auch Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend verschlingt der junge Arno Bücher u.a. von Bebel und Rosa Luxemburg und tritt mutig auf gegen die immer dreister werdenden Nazis. 1931 schließt er sich der SAP an, einer Abspaltung von der SPD, und setzt sich für die Einheitsfront von SPD und KPD ein.
Peter Weiss schildert, wie sich der Zwanzigjährige nach der Machtübertragung an Hitler 1933 durchschlägt – von Osteuropa bis in den hohen Norden nach Schweden. Dort stellt er zusammen mit deutschen Sozialdemokraten illegale Druckschriften für den Widerstand in Nazi-Deutschland her.
Dass er auch an Sabotageakten und an Special Operations des britischen Geheimdienstes teilnimmt, macht ihn wie auch seine Weggefährten im Exil , u.a. Willy Brandt, in den Augen der Rechten zum „bezahlten Agenten“. Gegen derartige Verleumdungen setzt sich Behrisch beherzt zur Wehr, mitunter gerichtlich. Aber die ständigen Rufmord-Kampagnen zermürben ihn auch. Als Wortführer tat sich dabei übrigens ein früherer HJ-ler hervor, der sich als junger Mensch für die SS hatte rekrutieren lassen.
All das tut Behrischs geradezu volkstümlicher Beliebtheit letztlich keinen Abbruch, im Gegenteil. Seite an Seite mit dem späteren SPD-Oberbürgermeister Hans Högn kämpft er in den 50ern gegen die Remilitarisierung. Doch 1956 stimmt die SPD mehrheitlich für die neuen Wehrgesetze.

Enttäuscht wendet sich Behrisch 1961 der Deutschen Friedensunion (DFU) zu, einem Sammelbecken der linken Opposition, einschließlich der Kommunisten. Das macht ihn beim etablierten Hof endgültig zur „Unperson“. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag zieht Behrisch nach Nordrhein-Westfalen. Seine politischen Schwerpunkte sind der Kampf für die Entspannungspolitik und gegen den Demokratie-Abbau, u.a. durch die Berufsverbote. Als davon Betroffener outet sich eher beiläufig der Referent, wie Arno Behrisch ein ehemaliges Mitglied der SPD.

Ende der Siebziger schließlich kehrt der Mitbegründer der deutschen Ostermarsch-Bewegung mit seiner zweiten Frau nach Hof zurück. Wie ein Vermächtnis an die Hofer wirkt heute sein letzter öffentlicher Auftritt wenige Tage vor seinem Tod: Am 4. September, a uf der machtvollen DGB-Kundgebung anlässlich des Antikriegstags, 1989 plädiert er ein letztes Mal leidenschaftlich für Abrüstung und Frieden. Nicht nur Peter Weiss ist tief bewegt von diesem „Aufklärer und Polemiker“: „Da stand ein Agitator im positiven Sinne, einer, der etwas zu sagen hatte.“

Nachfragen und Ergänzungen aus dem sachkundigen Publikum gab es so viele, dass der Referent eine Fortsetzung versprach. Ältere Hofer und Hoferinnen, die eigene Erfahrungen und Informationen zu Arno Behrisch beisteuern möchten, können sich gern an die Hofer GEW oder an die VVN wenden.

Eva Petermann

 

Jahreshauptversammlung der VVN-BdA Hof-Wunsiedel

5. Oktober 2014

„Antifaschismus und Einsatz gegen Militarisierung bleiben hochaktuell“

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) hat sich in den letzten Jahren auch in der Hofer Region zunehmend bekannt gemacht. Das konnte die amtierende und wieder gewählte Vorsitzende, Nanne Wienands aus Schwarzenbach/Saale, auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung in Hof feststellen.

Sie ließ die Aktivitäten des letzten Jahres kurz Revue passieren. Dass nun eine Dr.-Bonhoeffer-Straße zur Hochschule hinaufführt und sich viele, auch neue Hofer Akteure in die Auseinandersetzung mit der Nazi-Diktatur eingebracht haben – daran habe auch die VVN-BdA Anteil.

Neben der Beteiligung im Hofer Bündnis „Hof ist bunt und nicht braun“ und in der Bürgerinitiative „Wunsiedel ist bunt“ hat die Vereinigung vielfältige Aktivitäten vorzuweisen, wie z.B. eine Fahrt nach Erfurt zur Gedenkstätte „Fa. Topf & Söhne“, die Öffentlichkeitsarbeit mit dem „Blauen Flyer“ („Hofer Widerstand endlich ehren“) oder auch die Teilnahme am Gedenken an die Opfer des Todesmarschs in Helmbrechts, sowie am 8. Mai auf dem Hofer Friedhof an den Gräbern der Hofer Widerstandskämpfer .

Und selbstverständlich waren auch VVN-Mitglieder zur Stelle, als es in Regnitzlosau darum ging, den neuen Nazis vereint die rote Karte zu zeigen. Das kurz darauf vollzogene Verbot des neofaschistischen „FNS“ wertete Wienands zwar als Erfolg, es sei jedoch reichlich spät gekommen und keineswegs ausreichend.

Bei den Vorstandswahlen gab es keine Überraschungen. Nanne Wienands und der Hofer Stadtrat Thomas Etzel stehen wiederum an der Spitze der Kreisvereinigung. Regina Scholz aus Oberkotzau bleibt Kassiererin, die Hoferin Eva Petermann Beisitzerin und Reinhard Möller aus Tröstau ist erneut Kassenprüfer.

Seit langem pflegt die VVN Hof-Wunsiedel gute Kontakte zum sächsischen Vogtland. Der dortige stellvertretende Vorsitzende Peter Giersich war diesmal bei der Hofer Jahreshauptversammlung zu Gast und gab einen kleinen Einblick in die Probleme und Aktionen der VVN-BdA im benachbarten Bundesland. Er stellte Besuche an Gedenkstätten vor, einen antifaschistischen Mahngang durch Plauen und eine recht erfolgreiche Unterschriftensammlung gegen Bundeswehr-Werbung an Schulen und Hochschulen beim „Tag der Sachsen“ in Reichenbach.

In der anschließenden, sehr lebhaften Diskussion gab es eine Reihe nachdenkenswerter Vorschläge. So regten einige junge Mitglieder der VVN-BdA an, auch einmal bei alternativen Musikveranstaltungen über die Arbeit der VVN-BdA zu informieren. Begrüßt wurde die Idee, anlässlich des Internationalen Frauentages in der Stadtbücherei Hof die Historikerin und Autorin Martha Schad am 9. März 2015 zum Thema „Frauen im Widerstand“ einzuladen.

Nicht zuletzt ging es um die Situation der Flüchtlinge in Bayern und in Hof. Vorstandsmitglied Eva Petermann erinnerte daran, dass heute wie damals wie schon 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, „Kriege nicht vom Himmel fallen, sondern von langer Hand vorbereitet werden. Rüstungskonzerne profitieren davon.“ Darüber aufzuklären und die Friedensbewegung zu unterstützen, gehöre gerade jetzt auch zu den Aufgaben der VVN. „Vergessen wir nie den historischen Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik in der Zeit des NS-Regimes“, betonte die Vorsitzende Nanne Wienands. „Damals mussten Hunderttausende vor dem Nazi-Terror aus Deutschland  fliehen und waren verzweifelt auf Asyl und Hilfsbereitschaft anderer Länder angewiesen.“

Vorsicht, „Musikanten“!

31. August 2014

Im Hofer Blickpunkt stand Mitte August 2014 ein großer Bericht über die bevorstehenden Musikantenveranstaltungen „Wirtshaussingen – Alte Lieder, neuer Kult“.
Wir weisen alle Organisatoren darauf hin, dass der rechtsextreme Liedermacher Frank Rennicke, jetzt wohnhaft in Unterhartmannsreuth in der Nähe von Hof, darauf aus ist, sich bei solchen Veranstaltungen und bei allen möglichen Vereinen anzubiedern. Er ist bereits mehrfach gesehen und erkannt worden.
Näheres:            http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Rennicke

Alle Musikanten, Musikgruppen und vor allem auch die Wirte sollten sich informieren.
Rennicke und seine Freunde kommen und hören zu, beim nächsten Mal singen sie mit, dann bringen sie ihre Instrumente mit, und schließlich bestimmen sie das Liedgut. Das will sicher niemand, aber diese „Musikliebhaber“ gehen sehr geschickt vor.

Wirte haben in ihren Gasthöfen das Hausrecht und können davon Gebrauch machen.
Ein Hinweis an die unerwünschten Gäste an der Haustür kann schon helfen!

Erinnerung an Arno Behrisch

28. Juli 2014

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / BdA                                    Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Kreisvorstand Hof-Wunsiedel                                                                          Kreisvorstand Hof

Arno Behrisch
(1913-1989)
Antinazi – Abgeordneter – Antimilitarist
Erinnerung an einen denkwürdigen Menschen in Hof
Veranstaltung
mit Peter Weiß (Weiden)
Samstag, 20. September, 19.30 Uhr
„Genossenschaftsheim“ in Hof (Gartenstr.25)

Hundert Jahre alt wäre er im vergangenen Jahr geworden – Arno Behrisch, einer der
profiliertesten Hofer Politiker. Warum trägt in Hof keine Gasse, keine Straße, kein Platz seinen Namen?
Aus dem skandinavischen Exil nach Hof gekommen, war Behrisch fünfzehn Jahre lang ein wichtiger Akteur im
politischen und publizistischen Geschehen Hofs und Nordostoberfrankens. 1946 wählten die Hofer den
Weggefährten von Willy Brandt im Exil zum Abgeordneten in den Landtag; 1949 gewann er das Direktmandat für den
Bundestagswahlkreis Hof. Sein politisch-sozialer Bezugspunkt waren die Gewerkschaften und die SPD, später die Deutsche
Friedensunion (DFU). Im politischen Denken des Mitinitiators der Ostermarsch-Bewegung wird der Wandel
vom Kalten Krieg zur Entspannungspolitik sichtbar. Als Journalist stand der langjährige Chefredakteur der
„Oberfränklschen Volkszeitung“ ein für politische Aufklärung Arno Behrisch 1949 und demokratischen Meinungsstreit.
Die Lokalpresse verfolgte ihn wiederholt mit Rufmord-Kampagnen.
Im politisch aktiven Leben dieses Hofer Bürgers finden sich wie in einem Brennglas zentrale
Konflikte der deutschen Zeitgeschichte „in dem kurzen 20. Jahrhundert“ (Eric Hobsbawm).

Zum Referenten
Peter Weiß (Jahrgang 1950) aus Weiden war Lehrer und in der Erwachsenenbildung tätig, ehe
er hauptberuflich für die GEW Bayern arbeitete. Weiß war als junger Mann tief beeindruckt von
der Begegnung mit Behrisch und hat seit Jahren zu dessen Biografie geforscht.

V.i.S.d.P.: Karlheinz Edelmann, GEW-Kreisvorsitzender, 95030 Hof (Saale)
Nanne Wienands, VVN / BdA-Kreisvorsitzende, 95126 Schwarzenbach (Saale) Juli 2014

Neues aus Oberprex

28. Juli 2014

http://www.frankenpost.de/jugend/jugendportal/bei_uns/art182599,3487992

http://www.frankenpost.de/jugend/jugendportal/bei_uns/art182599,3487989

 

Unsere Stellungnahme vom 26. Juli 2014:


Eindeutige Klarheit für Oberprex

Heute überwiegt die Freude über die klare Haltung und das eindeutige Durchgreifen des Bayerischen Innenministeriums, obwohl es leider immer noch Schlupflöcher gibt für die in Oberprex tätig gewesenen Rechtsextremisten. Viele Kräfte, viele Menschen haben zusammengeholfen, haben seit Jahren immer wieder auf die Gefährlichkeit der Gruppierung hingewiesen und mit Aktionen auf die Umtriebe in Oberprex aufmerksam gemacht. Das heutige Verbot des FNS = Freies Netz Süd und die Beschlagnahmung der Immobilie Oberprex 47 ist eine Anerkennung dieser couragierten und öffentlichen Arbeit der Zivilgesellschaft. Auch die Verunglimpfung zahlreicher Bürgerinnen und Bürger auf deren Website hat nun ein Ende. Endlich, endlich wird heute ganz offiziell deutlich geschrieben und gesagt, wie sehr sich die Menschen mit rechtsextremer Gesinnung an den Statuten der Nationalsozialisten im Dritten Reich orientiert haben, was ihre Ziele und Absichten waren. Dem nahezu ungehinderten Zugriff auf Jugendliche ist nun vorerst die Grundlage entzogen.

Dass mit dem heutigen Eingreifen des Staates die rechtsextreme Gesinnung in den Neonazi-Kreisen nicht verschwindet, muss allen Beobachtern klar sein. Als VVN-BdA Hof / Wunsiedel werden wir auch weiterhin daran mitarbeiten, dass rechtsextreme Absichten und Aktivitäten aufgedeckt und öffentlich diskutiert, möglichst auch verboten werden. Rechtsextremes Denken und Handeln beschädigt auch heute noch das Ansehen der Opfer des Nationalsozialismus und ihrer Nachkommen, und es behindert eine gelebte Willkommenskultur gegenüber den Menschen, die heute wegen Kriegs-, Verfolgungs- und Gewalterlebnissen in ihren Heimatländern zu uns kommen. Der braune Spuk hatte in Oberprex vier Jahre lang eine Art Unterkunft. Stellt sich die Frage, wie geht es weiter in Unterhartmannsreuth?

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