Gedenkstättenfahrt zur „Hölle am Schieferberg“

15. August 2022

Hitlers Karriere-Konstrukteure ohne Skrupel / Massenvernichtungswaffen und Menschenopfer

Nicht viele kennen das frühere „Außenkommando“ des KZ Buchenwald nahe dem Schieferdorf Schmiedebach bei Lehesten, nur eine Autostunde von Hof entfernt. Dorthin hatte die VVN-BdA Hof-Wunsiedel eine Studienfahrt organisiert, unterstützt vom DGB Hochfranken, der GEW Hof-Wunsiedel sowie „Hof ist bunt, nicht braun“. In dem zu Tarnungszwecken „Laura“ genannten Rüstungsbetrieb der Nazis arbeitete unter strengster Geheimhaltung vorübergehend auch ein bekannter Ingenieur und Unternehmer aus dem Hofer Raum, angeheuert von höchster Stelle der NS-Hierarchie. Für die Häftlinge war es „die Hölle am Schieferberg“. Hier wurden ab 1943 die Triebwerke der berüchtigten V-2-Raketen, Hitlers „Wunderwaffe“, unterirdisch getestet.

Auftraggeber dafür war SS-Sturmbannführer Wernher von Braun, der Jahre nach dem Krieg als umjubelter Raumfahrt-Pionier der NASA zum zweitenmal Karriere machte. Er ließ die V – 2 – Raketen mit seinem Team von Ingenieuren im KZ Mittelbau-Dora (Südharz) bauen, nach den Bombardierung der „Heeresversuchsanstalt“ in Peenemünde auf Usedom durch die Alliierten. Im „Außenkommando Laura“ mussten über 2 600 Häftlinge aus zehn Nationen, v.a. aus Frankreich, Polen, der Sowjetunion, Italien und Belgien, unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Hunderte überlebten nicht. Am 13. April 1945, kurz vor der Befreiung durch US-Truppen, wurden die noch halbwegs gehfähigen Häftlinge auf den Todesmarsch Richtung Süden geschickt.

Und die Täter und Mittäter, die Konstrukteure der Massenvernichtungswaffen? Nur ein geringer Teil des technischen Personals musste sich vor einer Spruchkammer rechtfertigen, geschweige denn vor Gericht, so Gedenkstättenkoordinator Patrick Metzler. Eine Reihe von ihnen wurden vom US-Geheimdienst erst nach Südbayern und dann nach USA geschleust, allen voran Wernher von Braun. Hatten sie jemals Skrupel oder Reuegefühle?

Über all das hätten die antifaschistische Besucher und Besucherinnen gern noch Näheres gewusst. Immerhin vernahmen sie gegen Ende der überaus kompetenten Führung noch Details über eine ihnen wohlbekannte Persönlichkeit quasi aus der eigenen „Nachbarschaft“. Zum Raketenteam gehörte eine Zeitlang auch Dr Ing. Günter Fuchs aus Schwarzenbach / Saale. Er war sogar als Betriebsleiter bzw. Direktor für das Außenlager „Laura“ verantwortlich.

Im Schwarzenbacher Comic-Museum kann man neben viel Vergnüglichem über Donald Duck außerdem eine Reihe biografischer Details über Dr. Erika Fuchs, die kongeniale Übersetzerin der Mickey-Maus-Comics, finden. In diesem Zusammmenhang erfahren Besucher auch Wichtiges über die dunklen Seiten ihres Ehemanns, des Ingenieurs und Erfinders. In Bildern gestaltet hat das alles der preisgekrönter Zeichner Simon Schwartz.