Gedenken an Dietrich Bonhoeffer

11. April 2014

Gedenkkundgebung im Hochschulviertel:

„Hof kann stolz sein auf diese Namensgebung“        

Das Förderzentrum am Südring trägt bereits Dietrich Bonhoeffers Namen und nun – nach dem einstimmigen Stadtratsbeschluss vom November 2013 – auch die einstige Dr.-Dietlein-Straße. Manchen Bürgern fehlte beim raschen Wechsel der Straßenbeschilderung die Würde, das Gedenken an den neuen Namensgeber der Straße.

Nahe der Hochschulen versammelten sich am vergangenen Mittwoch, dem Todestag Bonhoeffers am 9.4.1945, eine kleine Gruppe Gleichgesinnter. Darunter waren nicht wenige Bürger, die sich hartnäckig und öffentlich für die Umbenennung eingesetzt hatten: Vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage „Hof ist bunt“, von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, von den Gewerkschaften DGB und GEW. Auch der Historiker Dr. Axel Herrmann war gekommen; ebenso Rainer Krauß als Vertreter der Stadt Hof und eine kleine Gruppe der Schwestern der Christusbruderschaft Selbitz.

Hartmut Hendrich vom Hofer Bündnis für Toleranz und Zivilcourage „Hof ist bunt“ skizzierte noch einmal, wie zunächst der Stadtrat den Antrag des LINKE-Stadtrats Thomas Etzel auf Umbenennung der Dietlein-Straße ablehnte. Wie dann auf einer Bürgerversammlung der Hofer Jörg Ogrowski nachhakte und der Stadtrat sich erneut mit dem Straßennamen befassen musste. Fast über zwei Jahre zog sich die fast schon peinliche öffentliche Diskussion hin, so Stadtrat Thomas Etzel in seinem Beitrag. Hof drohte sich bayernweit zum Gespött zu machen. Erst recht, als die ehemalige Stadträtin Dr. Gisela Strunz und der ehemals Hofer Historiker Professor Alf Mintzel auf das nach 1945 ausgesprochene Nachdruckverbot der Bände 1 bis 3 sowie 8 von Dietleins Chronik hingewiesen hatten – sie waren durchtränkt von vorbehaltloser Begeisterung für die Nazipartei.

Den Verzicht auf eine Feierlichkeit zur Straßenumbenennung nannte Etzel unverständlich. „Die Stadt Hof und ihre Bürger können doch stolz sein auf den neuen Namen der Straße, so wie auch auf die gemeinsame Verhinderung des Nazi-Aufmarsches am 1. Mai 2013.“ Er wies darauf hin, dass Neonazis weitere Provokationen planten, u.a. am 1. Mai 2014 in der Partnerstadt Plauen. Die Auseinandersetzung mit den braunen Demagogen bleibe leider aktuell. Etzel rief zur Teilnahme an Gegendemonstrationen auf.

Der Stadtrat der LINKEN erinnerte auch daran, dass gleich nach dem Krieg eine Brücke, eine Straße und ein Sportplatz nach den kommunistischen Widerstandskämpfern Ewald Klein, Hans Merker und Philipp Heller benannt wurden. In der Zeit des Kalten Krieges war dies wieder rückgängig gemacht worden. Immerhin heißt seit dem letzten Sommer der Platz vor der Marienkirche nach dem katholischen Widerstandskämpfer Bernhard Lichtenberg. Darauf wies Jörg Ogrowski hin.

Bei der kleinen Versammlung wehte die Fahne der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes mit dem roten Winkel für die politischen Gefangenen, wie ihn wohl auch Dietrich Bonhoeffer im KZ tragen musste. Nanne Wienands, Kreisvorsitzende der VVN-BdA, die den Anstoß zu diesem Gedenken gegeben hatte, befestigte einen Strauß weißer Tulpen und Rosen an dem neuen Straßenschild.