„Die Grenzgänger“

12. Juni 2017

Inzwischen sind die Konzerte, die die VVN-BdA Hof / Wunsiedel gemeinsam mit dem Hofer Bündnis organisiert, für ihre gute Qualität bekannt. Am Donnerstag, 9. November 2017, kommen „Die Grenzgänger“ aus Bremen nach Hof ins Haus der Jugend. save the date!

http://folksong.de/

70 Jahre VVN in Hof / Wunsiedel

31. Mai 2017

Die älteste Teilnehmerin war 92 Jahre alt, der jüngste Besucher zwei Monate: So breit war nicht nur das altersmäßige Spektrum auf der Feier für „Siebzig Jahre Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ in Hof / Wunsiedel. 19. April 1947. Knapp zwei Jahre erst waren seit der Befreiung Deutschlands vom Faschismus vergangen. Immer noch prägten Hunger, Chaos, Wohnungsnot, Einquartierungen, wenige Verdienstmöglichkeiten und die Folgen einer zerstörten Infrastruktur das Land. In diese schwere Zeit fällt die Gründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Hof. Zur Feier dieser siebzig Jahre begrüßte Nanne Wienands,  Vorsitzende der VVN-BdA Hof / Wunsiedel, neben einer Vertretung der VVN-BdA aus dem Vogtland und den Chemnitzer Musikern Sabine Kühnrich und Ludwig Streng von „Quijote“, zahlreiche weitere Gäste. Ins Foyer des Museums Bayerisches Vogtland saßen Gewerkschaftsvertreter einträchtig neben zwei Nonnen, ortsbekannte Historiker neben jungen Antifaschisten und Antifaschistinnen, dazwischen Sozialdemokraten, Grüne und DKP-Mitglieder, Stadträte, Landtagsabgeordnete und ein Dekan – eine bunt gemischte Gesellschaft zeigte großes Interesse an diesem außergewöhnlichen Abend. Sie alle hieß Museumsleiterin Sandra Kastner im Namen der Stadt Hof willkommen. Nanne Wienands erinnerte in ihrer Ansprache an beeindruckende Veranstaltungen, die die VVN-BdA u.a. zusammen mit „Hof ist bunt, nicht braun“ organisierte: Das Konzert mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejerano mit der „Microphone Mafia“ im Haus der Jugend 2016 oder das Gedenkkonzert in der Hospitalkirche mit Irith Gabriely im vergangenen November. Überdies gab es Filmveranstaltungen und Vorträge, nicht zuletzt im Rahmen der Hofer Frauentage. Mit ihren Forderungskatalogen, den sogenannten „blauen Flyern“, von 2013 bzw. 2016, habe die VVN-BdA in die Diskussion eingegriffen, “ wie wir uns die Stadt Hof vorstellen, wenn sie ganz offensiv mit ihrer Vergangenheit umgehen würde. Wenn sie Menschen ehren würde, die während des Naziregimes Widerstand geleistet haben – oft bis zu ihrem gewaltsamen Tod.“ Wienands erinnerte auch an ihren Vorgänger, Klaus-Bruno Engelhardt, und an seine Eltern Alfred und Emma aus Schwarzenbach/Saale. Sie seien für die und viele andere Mitstreiter Vorbild gewesen. Außerdem bedankte sie sich ausführlich bei ihrem Vorstandsteam: Bei Stellvertreter Thomas Etzel, Stadtrat in Hof, und Eva Petermann, ebenfalls aus Hof, sowie der Kassiererin Regina Scholz aus Oberkotzau. Intensiv erforscht hat das für die Hofer Stadtgeschichte wichtige Ereignis der VVN-Gründung Randolph Oechslein von der DKP Hof. „Im August 1945 schlossen sich Überlebende des Naziterrors in Hof im „Antifaschistischen Kampfbund“ zusammen. Am 19. April 1947 wurde in der Hofer Gaststätte „Löwenbrau“ beschlossen, die Gruppe in eine Ortsgruppe der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ umzuwandeln – übrigens gab es damals bereits wieder frech auftretende Nazis, gegen die man demonstrierte.“ Einzige Frau im Vorstand war Rosa Degenkolb, die Witwe von Philipp Heller. Er war ermordet worden wie auch die KPD-Mitglieder Hans Merker und Ewald Klein. Weitere wichtige Persönlichkeiten jener Zeit im Umfeld der VVN waren z.B. Christoph Fraas von der SPD, Hans Schiller von der KPD und Christoph Knöchel. „Sie alle wollten die demokratischen Kräfte in Hof stärken“, so Randolph Oechslein. Als Festredner war Florian Ritter, SPD-Landtagsabgeordneter, von München nach Hof gekommen. Der legendäre „Schwur von Buchenwald“, entstanden nach der Befreiung des dortigen Konzentrationslagers, war Dreh- und Angelpunkt seiner Rede. Das langjährige VVN-Mitglied Florian Ritter betonte eingangs, wie das Anliegen der VVN ihn von Kindheit an tief berührt habe: geboren an einem 8. Mai, aufgewachsen in der Nähe von Dachau. Zwar sei die Geschichte der VVN „nicht einfach“ gewesen. Doch sei das oberste Ziel nie aufgegeben worden: die Bekämpfung des Faschismus. Über Partei- und Meinungsgrenzen hinweg habe es immer wieder wichtige politische und menschliche Impulse aus der VVN gegeben. „Menschen mit einem großen Lebenswillen waren und sind aktiv bei der VVN, obwohl sie Folter und Verbrechen erlebt haben. Trotz der mit Problemen behafteten antifaschistischen Arbeit zeigen sie Lebensfreude, Geduld und Humor,“ betonte er. Der Schwur der ehemaligen KZ-Häftlinge sei die eigentliche Geburtsstunde der VVN gewesen. „Das Ziel zu formulieren `Wir wollen eine neue Welt des Friedens und der Freiheit` war nicht leicht, wenn man gerade nach jahrelanger Haft und traumatischen Erlebnissen von den amerikanischen, den englischen oder den russischen Soldaten befreit worden war. Dazu kam, dass die Überlebenden des Krieges den Neuaufbau wollten – und keine Erinnerung an Auschwitz und die Gräueltaten der Nazis.“ Eine Aufarbeitung habe lange nicht im erforderlichen Umfang stattgefunden. Immer noch seien „die Namen der Täter bekannter als die Namen der Opfer. Es war und ist häufig die VVN, die die Namen der Dunkelheit entreißt!“ Vor allem die VVN-Mitglieder seien es gewesen, die den politisch Verantwortlichen „Gedenkstätten abgerungen hätten, Gedenkkultur und Gedenkpädagogik“. Vor diesem Hintergrund sei die Nennung der VVN-BdA im bayerischen Verfassungsschutzbericht „an Ungerechtigkeit nicht zu überbieten!“ Mit dieser Diskriminierung müsse endlich Schluss sein. Der zweite Teil des Abends gehörte der Kultur. Die Gruppe „Quijote“ hat sich in Hof schon vor einigen Jahren einen Namen gemacht – damals mit einem Solidaritätskonzert für Griechenland. Ihre Lieder – teils eigene Kompositionen, teils Übersetzungen berühmter Lieder z.B. von Mikis Theodorakis – handeln von Verfolgung und Widerstand, von Liebe und Solidarität und dem täglichen Kampf für ein besseres, friedlicheres Leben. Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Und weil der Mensch ein Mensch ist…“ von Brecht / Eisler klang dieser außergewöhnliche Abend aus.   Wiedersehen in Hof 1945 Die musikalische Ausgestaltung des Abends hatten Ludwig Streng und Sabine Kühnrich von der Gruppe Quijote aus Chemnitz übernommen – Musik der Spitzenklasse, antifaschistische Lieder internationaler Prägung, tolle Stimmen. Und eine ganz außerordentliche Anekdote aus der Hofer Nachkriegszeit wusste Ludwig Streng zu berichten, die bisher selbst den Hofer VVN-Vertretern unbekannt war: Nach seiner Befreiung aus KZ-Haft und Todesmärschen auf dem Heimweg Richtung Chemnitz im Mai 1945 kam Justin Sonder, Jahrgang 1925 , durch Hof. Am „Marktplatz“ gab es eine Gastwirtschaft, die Suppe an Bedürftige verteilte. Seinem Freund, mit dem er unterwegs war, fiel ein Mann auf, der nur wenige Meter entfernt von den beiden saß. Justin Sonder – damals 20 Jahre alt – drehte sich um: Und erkannte seinen eigenen Vater! Die bewegende Freude der beiden kann man sich kaum vorstellen. Seit kurzem übrigens ist Justin Sonder Ehrenbürger seiner Heimatstadt Chemnitz. http://www.vvn-bda-chemnitz.de/aktuelles/

Lesung im Rahmen der Hofer Frauentage

3. Mai 2017

Frauentagsveranstaltung 20.3.17

Hindenburg ist in Hof nicht mehr Ehrenbürger

21. Februar 2017

http://www.frankenpost.de/region/hof/Stadtrat-erkennt-Hindenburg-die-Ehrenbuergerwuerde-ab;art83415,5379113

Nur wer aufsteht, kann sich widersetzen!

17. Februar 2017

4 Flyer_13.3.17 Bitte kommt am 13. März 2017 gegen 18 Uhr zur Hofer Freiheitshalle!

20., 22. und 29. März 2017

7. Februar 2017

Lesung: Im Rahmen der Hofer Frauentage lesen Eva Petermann und Nanne Wienands in der Hofer Stadtbücherei am Montag, 20. März 2017 um 19.30 Uhr aus den Büchern fast vergessener Autorinnen, die zur NS-Zeit lebten und das Unrecht literarisch festhielten.

Film: „Die Sprungdeckeluhr“ zeigen wir am Mittwoch, den 22. März 2017 um 17 Uhr im ScalaKino in Hof. Ein Film für Kinder ab 14 Jahren, die gern ihre Eltern mitbringen dürfen. Eine Münchner Familie erlebt die Machtübernahme Hitlers. Der Film ist eine gute Ergänzung zu „Hitlerjunge Quex“.

Film: „Die Passagierin“ – Zofia Posmysz, die Drehbuchautorin, hat Auschwitz überlebt. Der Film erzählt die Begegnung einer ehemaligen Häftlingsaufseherin aus Auschwitz mit einer ehemaligen Häftlingsfrau auf einem Passagierschiff. Wir zeigen den Film am Mittwoch, 29. März 2017 um 19 Uhr im ScalaKino in Hof.

27. Januar 2017 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

30. Januar 2017

Gedenken auf dem Schwarzenbacher Friedhof
Nach dem Gedenkgottesdienst in Schwarzenbach am vergangenen Freitag fand ein weiteres Gedenken auf dem Schwarzenbacher Friedhof bei den Gräbern der Zwangsarbeiter und Verfolgten statt. Nanne Wienands als Sprecherin der VVN-BdA Hof/Wunsiedel ging dabei die politisch aktuelle Seite dieses Tages ein. Sie benannte bewusst an den Gräbern der Opfer die Notwendigkeit des Gedenkens auf der einen Seite, und im Gegensatz dazu den Umgang mit den geflüchteten Menschen auf der anderen Seite als eklatanten Widerspruch.

„Viele geflüchtete Menschen, auch solche, die bereits völlig integriert bei uns leben und arbeiten, werden gerade abgeschoben,“ sagte sie. „Junge Frauen werden nach dem Dublin-Verfahren nach Italien und in andere Länder ausgewiesen – in eine ungewisse, gefährliche Zukunft. Dadurch wird die Belastbarkeit vieler Flüchtlingshelfer vor allem in Bayern – auf eine harte Probe gestellt: welchen Sinn haben ihre Anstrengungen?“ Junge Frauen, die aufgrund der gesetzlichen Regelungen zurück in das Land des Grenzübertritts verbracht werden, sind in europäischen Ländern obdachlos und werden in die Prostitution getrieben. Sie haben keinen Schutzstatus, werden nicht versorgt und müssen auf der Straße leben. „Die Helferorganisation „Willkommen Mensch“ hat sich jetzt an Papst Franziskus gewandt, mit der Bitte, seinen Einfluss geltend zu machen. Alle bekannten Einzelschicksale sind bedrückend und nicht nachvollziehbar. Hauptsache scheint zu sein, dass viele Menschen abgeschoben werden.“

Und weiter betonte sie „Weiß denn Seehofer nicht, dass es in unserem Land Zeiten gab, in denen Menschen aus unserem Land flüchten mussten und in größter Not waren, wenn sie keine Papiere und kein aufnahmebereites Ziel hatten? Ist ihm nicht klar, dass er der rechtspopulistischen AfD im Wahljahr 2017 in die Hände spielt, wenn er versucht, sie rechts zu überholen? Nur um deren Forderungen zu genügen, gibt es in Deutschland wieder das Wort `Deportation`. Was für eine Schande.“

Sie meinte aber auch, dass sich wieder jeder Einzelne klar machen muss, was er tun kann. „Jede und jeder von uns sollte sich vornehmen, rassistischen Gedanken und Äußerungen mit seiner eigenen Meinung zu begegnen. Rassistische Ansichten dürfen nicht als gesellschaftliche Normalität geduldet werden, sie sind undemokratisch und gefährlich. Genau diese Ansichten waren es, die den Opfern, die im Mittelpunkt dieses Gedenktages stehen, zum Verhängnis wurden. Wir dürfen nicht zulassen, dass wieder Menschenrechtsverletzungen in Deutschland zum Alltag werden.“

 

Hofer Widerstand endlich ehren!

1. Januar 2017

Hofer Widerstand endlich ehren! Unser zweiter blauer Flyer wurde am 29. Dezember 2016 ausführlich in der Frankenpost vorgestellt. Wer den Flyer haben möchte, kann sich über das Kontaktformular an uns wenden. Wir versenden den Flyer gerne! Diskutieren Sie mit uns darüber!

Jahreshauptversammlung am 26.11.2016

29. November 2016

Bericht der Jahreshauptversammlung VVN-BdA Hof-Wunsiedel*

Der Vorstand führt seine erfolgreiche Arbeit weiter: auf diese einfache Formel
kann man das Ergebnis der Vorstandsneuwahlen bei der Hof/Wunsiedler VVN bringen:
Nanne Wienands aus Schwarzenbach/Saale und Thomas Etzel aus Hof behielten ihre
Vorstandsposten; Eva Petermann aus Hof ist Beisitzerin, Regina Scholz aus
Oberkotzau verwaltet die Kasse, die von Reinhard Möller aus Tröstau und Kuno
Zöller aus Töpen regelmäßig geprüft wird. Als Gäste waren Erna Woller aus Plauen
und Peter Giersich, Mitglied des sächsischen Landesvorstands der VVN-BdA, nach
Hof gekommen. Giersich gab den Anwesenden einen kurzen Einblick in die Arbeit
der VVN-BdA im benachbarten Vogtland.

Drei inhaltliche Beiträge prägten den Nachmittag in Hof. Nanne Wienands
erinnerte an einige Aktivitäten der Gruppe im Berichtszeitraum, oft in
Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern. So hatte sich die VVN-BdA am 8.
Mai an der Gedenkfeiern am Gemeinschaftsgrab der drei kommunistischen Hofer
Widerstandskämpfer und an den Gräbern sowjetischer Kriegsgefangener beteiligt.
Außerdem initiierte der Vorstand zwei sehr gut besuchte Konzerte: Mit Esther
Bejerano und der Microphone Mafia im vergangenen März, sowie dem Gedenkkonzert
mit der israelischen Klezmer-Klarinettistin Irith Gabriely und dem Pianisten
Peter Przystaniak in der Hospitalkirche. Wie ein roter Faden zog sich die stete
Erinnerungsarbeit durch den Bericht: insbesondere in Schwarzenbach/Saale am 27.
Januar, in Helmbrechts am 14. März. Außerdem beteiligte sich die VVN-BdA an den
Protesten gegen den Aufmarsch der Nazis in Wunsiedel und gegen den Entwurf des
sogenannten bayrischen „Integrationsgesetzes“. Darüber hinaus sammelte die
VVN-BdA Unterschriften gegen die fortgesetzte Beobachtung durch den Staatsschutz
im Rahmen der Online-Petition des VVN-Mitgliedes und SPD-Landtagsabgeordneten
Florian Ritter.
Thomas Etzel nahm Stellung zur Berichterstattung über die rechtspopulistsche
Partei AfD. Er hatte sich deren Programm genauer angesehen, und warnte davor,
sich von „liberal-konservativen Äußerungen führender Mitglieder“ täuschen zu
lassen. „Im Grundsatzprogramm der AfD sind klare menschenfeindliche Positionen
enthalten, sprachlich zu vergleichen mit Parolen rechtsextremer Parteien,“
erläuterte Etzel.

Umfangsreichster Tagesordnungspunkt der Versammlung war die Vorstellung des
neuen Flyers der Hof/Wunsiedler VVN, der im Oktober 2016 fertiggestellt wurde,
und inhaltlich anschließt an den ersten „blauen Flyer“ vom Januar 2013. Diese
Vorstellung hatte Eva Petermann übernommen. In diesem Flyer bezieht sich die
Gruppe im Wesentlichen auf die Erinnerungsarbeit in der Stadt Hof und greift
wichtige Faktoren auf. So werden einige Hofer Straßen aufgeführt, deren Namen
mit Kriegsverherrlichung und nationalsozialistischem Gedankengut in Zusammenhang
stehen. In anderen Städten sind diese Namen längst getilgt worden. Stattdessen
schlägt die VVN vor, bayerische Schriftstellerinnen und/oder Hofer Aktive aus
dem Widerstand mit Straßenbenennungen zu ehren. Es gibt auch immer noch Plätze
in der Stadt Hof, die bisher namenlos geblieben sind. „Im sogenannten „Vertl“
würde die Benennung eines Rosa-Opitz-Platzes gut passen,“ meinte Petermann.
„Eine offizielle Ehrung Hofer Widerständler ist überfällig, und die Erinnerung
an jüdische Mitbürger könnte auch in einer neuen Abteilung des Hofer Museums
einen guten Platz finden,“ meinte sie.
Eine längere Diskussion entspann sich um das Denkmal im Wittelsbacher Park. Das
„Heldengedenken“ dort wurde als nicht mehr zeitgemäß kritisiert. Die Frage, was
dieser überdiemnsionale Sämann eigentlich sät, führte zu der Forderung, den
gesamten Denkmalskomplex neu zu überdenken und zu gestalten.
Der Flyer wird gern an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger versandt. Er
liegt auch bereits an einigen Stellen im Hofer Stadtgebiet aus. Wer ihn erhalten
möchte, wende sich bitte per Mail an nanne-wienands@gmx.de.

Die VVN-BdA ist ein überparteilicher Zusammenschluss von Verfolgten des
Naziregimes, Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern, Antifaschistinnen
und Antifaschisten aller Generationen. /“Die Vernichtung des Faschismus mit
seinen Wurzeln, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist
unser Ziel.” /Dass dieser Schwur der befreiten Häftlinge des
Konzentrationslagers Buchenwald bis heute aktuell bleiben würde, hat damals, im
April 1945, niemand geahnt. Er ist unverändert gültiges Leitmotiv der
“Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und
Antifaschisten”. Die Frauen und Männer des Widerstandes, die Überlebenden der
Konzentrationslager gründeten kurz nach Ende des Krieges 1945 die VVN. Aus den
unmittelbar nach der Befreiung entstandenen Häftlingskomitees und Ausschüssen
“Opfer des Faschismus” bildeten sich zunächst auf regionaler Ebene die
“Vereinigungen der Verfolgten des Naziregimes”.
Im April 2017 jährt sich die Gründung der Hofer VVN-BdA zum 70. Mal.

Gedenkkonzert mit dem Duo Irith Gabriely und Peter Przystaniak macht Mut

9. November 2016

Der Anlass war bedrückend, aber die Musik höchst dynamisch, aufregend und mitreißend: Die israelische Klarinettistin Irith Gabriely und der Pianist und Komponist Peter Przystaniak waren am Jahrestag der „Reichspogromnacht“ auf Einladung des Hofer Bündnisses für Zivilcourage „Hof ist bunt und nicht braun“ und der VVN-BdA Hof / Wunsiedel (Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) nach Hof gekommen. Über einhundert Besucher ließen sich in der Hospitalkirche vom ersten Stück an in den Bann der Musik ziehen. Klezmer und Jazz, Romantisches und Flottes wechselten sich ab. Ungewohnt dynamische Klänge, und das – man glaubt es kaum – alles innerhalb einer guten Stunde in der ehrwürdigen Umgebung der Hospitalkirche, und es passte wunderbar zusammen. Das Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 geriet mit diesem Abend zu einem kulturellen Ereignis der besonderen Art: Die virtuos vorgetragene Musik der international renommierten Darmstädter Künstler vermittelte den Besuchern Kraft und Lebensfreude. Irith Gabriely ließ ihre Klarinette singen und flüstern, grummeln und jubilieren – schräg und harmonisch gleichzeitig. Die in Haifa geborene Musikerin studierte von 1968-1972 Klarinette, Klavier, Dirigieren und Philosophie an der Universität Tel Aviv. 1986 gründete sie, neben ihrer Tätigkeit als erste Klarinettistin am Staatstheater Darmstadt, gemeinsam mit dem Pianisten, Arrangeur und Komponisten Peter Przystaniak die Klezmergruppe „Colalaila“, mit der sie seitdem in vielen Ländern Europas Konzerte gibt. Als „Queen of Klezmer“ bekam sie mit Colalaila auf dem Edinborough Festival 1998 eine weitere besondere Auszeichnung. Es folgten viele erfolgreiche Konzerte, u. a. im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, der Musikhalle Hamburg, in der Alten Oper in Frankfurt und dem Kieler Schloss. Die weltweit bekannte Musikerin versteht sich als Mittlerin zwischen den verschiedensten Musikstilen und Religionen. Sie erklärte die für das Konzert in Hof ausgewählten Stücke, u.a. von Benny Goodman, der von Anfang an mit schwarzen Musikern zusammenarbeitete zu einer Zeit, als der Rassismus in den USA zum Alltag gehörte. Eine Reihe von Stücken hatte ihr Pianist Peter Przystaniak selbst komponiert. So vertonte er Bilder Chagalls, die auf Kirchenfenstern des Mainzer Doms zu sehen sind. Przystaniak ist an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt verantwortlich für die Bereiche Klavier, Ensemblearbeit und Komposition. Außerdem arbeitet er musikalischer Gospel-Chorleiter. Vor einem faszinierten Publikum brachte er das kleine Klavier in der großen Kirche schier zum Tanzen – so manchen Zuhörer riss es fast vom Sitz. Mit diesem kulturellen Beitrag brachten die beiden Künstler eine neue Form des Gedenkens nach Hof. In der Kultur sind Erinnerung und Mahnung gleichermaßen aufgehoben. Gleichzeitig machten Gabriely und Przystania Mut für eine Zukunft ohne Rassismus, für ein Leben in gegenseitigem Respekt und für friedliches Zusammenleben. Nanne Wienands , Vorsitzende der VVN-BdA Hof-Wunsiedel und aktiv im Hofer Bündnis war bei ihrer Begrüßung darauf eingegangen, dass sich heute wohl niemand vorstellen kann, welche Stimmung im Jahr 1938 herrschte. Heute denke man an die Menschen, die sich trügerisch in Sicherheit glaubten. An die Warner, die hellsichtig das ungeheure Verbrechen vorhersahen, und auch an diejenigen, die Krieg und Massenmord vorbereiteten. Nie wieder dürfe man die Demokratie als Staats- und Gesellschaftsform aufs Spiel setzen, „und dafür müssen wir auch auf die Straße gehen,“ meinte sie. Unter der Leitung ihres Lehrers Benjamin Reuter hatten einige junge Schülerinnen und Schüler der Hofer Realschule ein kurzes Anspiel zum Thema „Meine, deine, unsere Religion“ gezeigt. Auch wenn die Stimmen in dem großen Kirchenraum fast untergingen, so war doch der Ernst der Kinder und die Deutlichkeit ihres Anliegens deutlich spürbar. Christian Schlademann vom Hofer Bündnis „Hof ist bunt und nicht braun“ überbrachte abschließend nochmals den Dank an die Gastgeber Pfarrer Johannes Taig, Pfarrer Rudolf Koller und Stadtkantor Georg Stanek. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowie die Israelitische Kultusgemeinde und nicht zuletzt die Stadt Hof und ein Zuschuss des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ hatten bei der Finanzierung dieses außergewöhnlichen Abends mitgeholfen. Schlademann überreichte den Künstlern zum Abschied Blumen und Hofer Schokolade sowie eine CD mit Kirchenmusik aus der Hospitalkirche. Erst nach einigen Zugaben machten sich die beiden Künstler und die zahlreichen Zuhörer auf den Heimweg.

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