Für eine Wolf-Weil-Straße in Hof
15. November 2019
VVN-BdA fordert Straßenbenennung nach dem einstigen „Schindler-Juden“ Wolf Weil / Er baute die israelitische Kultusgemeinde in Hof wieder auf
Der Name „Weil“ gehört zu den typischen jüdischen Familiennamen. Dank Dr. Hübschmanns Publikation „Jüdische Familien in Hof an der Saale“ haben sich viele mit dem Schicksal der Hofer Lehrerfamilie Bertha und Leopold Weil beschäftigt. „Aber wer kennt Wolf Weil?“, fragt Eva Petermann, Kreisvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Hof-Wunsiedel. In den letzten Jahren habe es einige Straßen- und Platzbenennungen zu Ehren des Hofer Widerstands und herausragender jüdischer Bürger gegeben, nicht zuletzt nach dem früheren Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde, Leon Gonczarowki.
Wolf Weil, nach 1945 der erste Vorsitzende dieser Gemeinde, fehlt dabei. Doch war auch er ein Opfer der verbrecherischen Politik des NS-Regimes und entkam nur um Haaresbreite. Trotzdem sei bei den diesjährigen Gedenkfeiern in Hof „wiederum kein einziges Mal die Rede gewesen von dieser für die Nachkriegszeit zentralen jüdischen Persönlichkeit,“ bedauert Eva Petermann. Nun will Stadtrat Thomas Etzel, stellvertretender Kreisvorsitzender der VVN-BdA, einen entsprechenden Antrag auf Umbenennung der Hallstraße an den Stadtrat stellen (Foto: Wolf Weil, Frankenpost) .
Weil, 1913 in Krakau geboren, war mit Hilfe Oskar Schindlers dem Holocaust entronnen und nach Hof gelangt. Dort half er zusammen mit dem jüdischen Hilfskomitee den anderen in Hof Gestrandeten, wo er nur konnte. Mehr noch: Dank seines selbstlosen Einsatzes erhielten über hundert jüdische Opfer der barbarischen Todesmärsche, die tot in den Wäldern um Hof lagen, auf dem jüdischen Friedhof noch eine würdige Bestattung. Das große Denkmal im hinteren Bereich des jüdischen Friedhofs zur Erinnerung an diese Todesmarsch-Opfer ist bis heute der Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich geblieben.
Viele dieser Zusammenhänge sind nur wenig erforscht und dokumentiert. 1955 begann Wolf Weil selbst, die „Geschichte der Juden in Hof seit 1938“ niederzuschreiben. „Doch dieser erste Versuch ist leider Fragment geblieben“, so Eva Petermann. Entscheidend findet die VVN-BdA , nicht in trostloser Trauer über das Entsetzliche zu verharren. Sondern den Blick zu weiten für andere rassisisch und politisch Verfolgte des Naziregimes, vor allem aber auch für Handlungen der Hilfsbereitschaft und Solidarität wie auch des aktiven Widerstands. An diesem waren nicht zuletzt jüdische Männer und Frauen beteiligt. All dies kann den Blick schärfen für jedwede Diskriminierung, Verfolgung und Unterdrückung in unserer Zeit im Sinne von „Wehret den Anfängen“.
Dafür zu wirken war auch Wolf Weils Motiv, Deutschland und Hof nicht den Rücken zu kehren. Von den Tausenden jüdischer Flüchtlinge im Durchgangslager Moschendorf sind damals letztlich nur 70 Juden geblieben. „Ich wollte eigentlich auch weg“, sagte er 1987 in einem Interview von 2012 in: „Die Juden in Franken“ von Brenner / Eisenstein, 2014 nachgedruckt von dieser Zeitung. Und dennoch ist Weil nicht in die USA zu den Freunden ausgewandert, sondern hat mit angepackt und ist nicht selten auch angeeckt. Bis zu seinem Tod 1988 übte er das Amt des Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde aus und war überdies Mitglied im Zentralrt der Juden.
Zwar ehrte ihn die Stadt Hof 1985 mit der Goldenen Ehrenmedaille. Mehr ist allerdings auf der Homepage unserer Stadt nicht zu erfahren über ihn. „Warum nehmen wir diesen besonders markanten 9. November nicht zum Anlass, Wolf Weil durch eine Straßenbenennung dauerhaft als Vorbild im öffentlichen Gedächtnis zu halten. Welcher Ort wäre mehr geeignet als die Straße an der früheren Synagoge?“, fragt die VVN-BdA.