Was geschah mit den Kleinsten? „Andreas, Lubov, Jacques – Vergessene Fremdarbeiterkinder in Nürnberg während des Zweiten Weltkriegs“ – Autorenlesung in Hof
1. Juli 2025
mit der Autorin Gabi Müller-Ballin aus Nürnberg
Die Politologin, die ihr Buch auch mehrfach schon in Schulen vorgestellt hat, hat sich in jahrelanger akribischer Kleinarbeit mit den Lebensspuren von Kriegskindern im Nürnberg der 1940´er Jahre befasst. Auf Einladung des Kreisvorstands der GEW, des Bündnisses „Hof ist bunt“ sowie der Kreisvereinigung unserer VVN-BdA las die Nürnbergerin in der Stadtbücherei. Die auch vom Förderverein großzügig unterstützte Veranstaltung wurde angesichts des sonnigen Wetters in den idyllischen Innenhof verlegt – ein sperriges, bedrückendes Thema für diesen lauen Sommerabend. (Foto: Randolph Oechslein)

Aber die Runde aus knapp 20 Interessierten folgte dem lebendigen Vortrag gebannt. Bekanntlich waren in Zeiten der totalen Kriegswirtschaft die Fabriken, darunter etliche Rüstungsbetriebe wie Siemens, wie auch private Kleinbetriebe und Haushalte auf die „Fremdarbeiter“ und „Fremdarbeiterinnen“ mehr oder weniger angewiesen. Selbst Hochschwangere hatte die faschistische Wehrmacht aus den besetzten Ländern v.a. Osteuropas als Arbeitssklaven verschleppt, unter ihnen Minderjährige. Die Lokalhistorikerin Müller-Ballin zeichnete anhand ausgewählter Beispiele deren Schicksal und das ihrer Kinder nach – insgesamt geht es in dem Buch um mehr als 300 Säuglinge und Kleinkinder: „Andreas, Lubov, Jacques – Vergessene Fremdarbeiterkinder in Nürnberg während des 2. Weltkriegs“. Im anschließenden Gespräch ergaben sich noch eine Reihe weiterer Aspekte. Nicht zuletzt, dass das Kapitel Zwangsarbeit (und Entschädigungen!) auch in Hof noch lange nicht abgeschlossen ist bzw. eher verdrängt wird. Wer kennt schon den Grabstein für die namenslose „Ost-Arbeiterin“ auf dem Hofer Friedhof, die bei den Bombenangriffen zu Tode kam? Besonders aufmerksame BesucherInnen finden an anderer Stelle auch das Grab eines Kleinkinds, mitten zwischen den Gräbern von in Hof gestorbenen Zwangsarbeiterinnen…..(Foto unten: E. Petermann)
