„Edge of Light“ – deutsche Premiere in der Stadt der Hofer Filmtage
24. Januar 2023
Nur eine Spur führte nach Hof –
Erstaufführung der polnischen Dokumentation zu Holocaust-Opfern und – Überlebenden im Kino Central
Am 24. Januar 2020 starb Alfreda Weil, Ehefrau und rechte Hand des ersten Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde in Hof, Wolf Weil, im Alter von 98 Jahren. Weit entfernt in ihrem einstigen polnischen Heimatort jedoch hatte niemand auch nur den geringsten Anhaltspunkt, ob sie noch lebte. – ob sie als eine der Wenigen dem Vernichtungslager Auschwitz entkommen war. Und falls ja, wie und wo.
Drei Jahre danach, drei Tage vor dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27.1.1945, wurde jetzt in ihrer zweiten Heimat Hof der Film „Edge of Light“ (2021) erstmals in Deutschland gezeigt. In einem kleinen Dorf in Polen machen sich junge Leute an die mühsame Arbeit der Spurensuche. Unter einer verwahrlosten Wiese entdecken sie den alten jüdischen Friedhof und die Massengräber von den Deutschen ermordeter jüdischer Dorfbewohner auf. Sie fahnden nach Zeitzeugen im Dorf und nach dort verbuddelten Grabsteinen.
Wie sie nach jahrelanger, gemeinsamer Arbeit schließlich den jüdischen Friedhof wiederherstellen, dokumentiert dieser lebendige, zutiefst bewegende, durchweg spannende Film aus dem Jahr 2021. Einer der Aktivisten, Michael Szaflaski, der selbst aus dem Dorf stammt, begibt sich auf die mühevolle, oft frustrierende Suche nach möglichen Überlebenden. Unter ihnen Alfreda Bachner, deren gesamte Familie dem mörderischen Wüten der Nazis zum Opfer fiel.
Alfreda trug inzwischen den Namen ihres Mannes, Wolf Weil, eines von Schindler geretteten Juden, den es nach der Befreiung nach Hof verschlagen hatte.Durch einen glücklichen Zufall konnte sie schließlich doch ausfindig gemacht werden. Leider war sie kurz vorher bereits verstorben. Ihr Mädchenname fand sich in dem Nachruf der VVN-BdA in der Frankenpost!
„Alfreda Weils langes, erfülltes Leben erscheint wie ein später Triumph über die Nazis“, hatte Eva Petermann, Kreisvorsitzende der VVN-BdA Hof / Wunsiedel, vor drei Jahren in diesem Artikel erklärt und unterstrich dies angesichts der Dokumentation noch einmal. Von einem der Buttons von „People not Numbers“ , die Michail Szarflaski mitgebracht hatte, schaut uns das hübsche, fröhliche Gesicht der jungen Alfreda entgegen.
Einen Tag vor ihrem Todestag nun die deutsche Premiere der polnischen Doku im fast überfüllten Kinosaal des „Central“. Bei der dankenswerterweise von Kulturamtamtschef der Stadt Hof, Peter Nuermberger, organisierten Aufführung waren Alfredas zweiter Sohn, Dr. Heinrich Weil, sowie der Mitbegründer der Organisation „People not Numbers“, Michael Szaflaski, persönlich anwesend.
Eine Reihe von Besuchern bedankte sich tief bewegt bei ihm wie auch bei Wolf Weils Sohn und seiner Frau Christine, die von Südbayern zur Premiere gekommen waren. Weil betonte die Bedeutung des Films angesichts des besorgniserregenden Wiedererstarkens faschistischer Kräfte nicht nur in Deutschland.
Dem Film mit seiner bei allem Schrecklichen so zuversichtlichen, antifaschistischen Botschaft ist ein großes Publikum zu wünschen, weit über Hof hinaus.
Dokumentarfilm „Edge of Light“ (preisgekrönter polnischer Film von 2021, mit deutschen Untertiteln) ; 73 Minuten