Vergessener Widerstand – zwei Nazigegner mit Endstation Hof

5. Juli 2020

Vergessener Widerstand – Ludwig Feuerle und Bruno Splitt –

zwei kaum bekannte Nazigegner, die nach der Befreiung nach Hof gelangten

1. Ludwig Feuerle – Widerstand zwischen Kunst und der Weißen Rose

Dr. Eva Hoegner aus München, u.a. Referentin an der KZ-Gedenkstätte Dachau und der Weiße-Rose-Stiftung, berichtete am 25. Juni auf Einladung des Langnamenvereins über den jungen Kunststudenten Gerhard Feuerle. Selbst kein aktiver Widerstandskämpfer, gehörte er doch zum Umfeld der „Weißen Rose“. Das brachte dem 1928 Geborenen Gestapo-Haft, Verhöre, Folter und ein Todesurteil ein; sechs Monate verbringt der bekennende Antimilitarist in der Todeszelle, u.a. wegen Wehrkraftzersetzung. „Er ist kaputtgemacht worden“, sagt seine hochbetagte Cousine Frau L. aus Hof, die als Zeitzeugin an der Veranstaltung teilnimmt.

Die Familie erwirkt Gnadenersuche, die zweimal abgelehnt werden. Schließlich steckt man ihn in das wegen seiner barbarischen Blutspur berüchtigte SS-Strafbattalion Dirlewanger. Mehrfach wird Feuerle verletzt, dennoch beordert den kaum Genesenen ein erneuter Einsatzbefehl nach Bautzen. Dann verlieren sich seine Spuren in Hof – wurde er bei einem Bombenangriff getötet oder von SS aufgegriffen und erschossen?

In Gefängnishaft schreibt der 25-jährige Künstler in seinem Politischen Vermächtnis am 2. Mai 1944 (gekürzter Auszug):

Mir hat sich im Gefängnis ein Blick hinter die Kulissen dieses Staates aufgetan, der mir die Stimme verschlug. Von Augenzeugen wurde mir über Verbrechen berichtet, die in der Geschichte der Menschheit beispiellos sind. Ich habe erkannt, worauf sich dieses System gründet und wo die Ursachen des Krieges zu suchen sind.

Der Krieg ist und bleibt für Deutschland verloren. Ja, mehr noch – im Interesse unseres Volkes muss er verloren gehen. Wir hätten dieser Verbrecherclique niemals den Weg freimachen dürfen. Ziehen wir eine blutige und todernste Lehre aus dieser Zeit.

Mein Opfer ist eines von vielen Tausenden. Ich sterbe für eine deutsche Zukunft, die einen Staat hervorbringt, der seine Lehren aus den vergangenen Jahren gezogen hat.“

2. Bruno Splitt – Widerstandskämpfer (KPD) aus Essen, wohnte nach 1945 in Hof

Das hat eine junge Doktorandin aus Berlin erforscht: 1981 starb der KPD-Funktionär und gelernte Bergarbeiter Bruno Splitt in Hof. Der 1898 Geborene gehörte nach 1933 der illegalen Widerstandsorganisation der KPD in Essen an, in der er wichtige Funktionen bekleidete. Bald jedoch wurde der ehemalige Essener Stadtrat festgenommen und in das KZ Sachsenhausen verschleppt, später ins elsässische Struthof in den Vogesen. Dort behandelten ihn SS-Ärzte wegen einer Verletzung. Irgendwann gegen Kriegsende gelangte er über das KZ Dachau auf Umwegen nach Hof. Über sein weiteres Schicksal hier ist wenig bekannt. Wie wurde er hier aufgenommen;  hat er jemals eine Wiedergutmachung erhalten?

Wer Bruno Splitt kannte oder etwas zur Erforschung seiner Biografie wissen sollte, wende sich bitte an unsere Kreisorganisation. Wir leiten die Infos gern weiter.

Dem Forschungsprojekt – einer fachübergreifenden Forschungskooperation zwischen der Universität Straßburg und der Charité in Berlin – können wir nur viel Erfolg wünschen.