Schmiererei am Stolperstein

18. August 2015

http://www.br.de/nachrichten/oberfranken/inhalt/stolperstein-hof-beschmiert-102.html

 

Stolperstein in Hof mit Farbe übergossen
„Das ist kein Dummer-Jungen-Streich“, stellt Nanne Wienands fest, sie ist Sprecherin der VVN-BdA Hof Wunsiedel. Folgende Fakten sind offensichtlich:
Hans Merker, der Hofer lebte von 1904 bis 1945, war erst SPD-, dann KPD-Mitglied. Für ihn wurde der Stolperstein in Hof verlegt. Er war wegen seiner kommunistischen Gesinnung und seinen Aktivitäten Jahre seines Lebens in Konzentrationslagern eingesperrt und wurde im Januar 1945 ermordet. Sein Grab befindet sich gemeinsam mit denen von Ewald Klein und Philipp Heller auf dem Hofer Friedhof. Dank zahlreicher Presseveröffentlichungen über Stolpersteine allgemein und dank der umfangreichen Berichterstattung über die erste Stolperstein-Verlegung in Hof Ende Juli 2015 sollten alle interessierten Bürgerinnen und Bürger die Bedeutung dieser kleinen, aber auffallenden Mahnmale erkannt haben.

„Aber offenbar gibt es Zeitgenossen, die immer noch der Meinung sind, dass Unrecht nicht Unrecht genannt werden darf,“ so Wienands. Da das Projekt der Hofer Stolperstein-Verlegung auf die Arbeit einer Gruppe von Hofer Gymnasiasten zurückgeht, wird mit der Schmiererei nicht nur die Erinnerungsarbeit, sondern auch die Bildung, das Engagement und die Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen in Frage gestellt.

„Eigentlich ist der Vorgang in seiner Konsequenz ein Aufruf dazu, wirklich alle Opfer des Naziregimes durch Stolpersteine oder durch andere Hinweise – wie z. B. beim Bernhard-Lichtenberg-Platz geschehen – deutlich kenntlich zu machen und zu ehren. Es waren nicht wenige Personen aus unserer Region, die von den Nazi-Schergen in Zuchthäuser und Konzentrationslager gesperrt wurden und zu Tode kamen. Männer und Frauen, Widerstandskämpfer, Mitbürger mit einem anderen Glauben oder Menschen mit Behinderungen, sogar Soldaten, die im 1. und 2. Weltkrieg mit Behinderungen nach Hause entlassen worden waren, wurden deportiert und ermordet,“ so die VVN-BdA-Vorsitzende. „Wir werden dazu nicht schweigen“.

Sie erinnert an das bekannte Gedicht von Martin Niemöller:

„Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.“